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Kurze Analyse des „Ernährungs-Checks“ in der ARD vom 27.02.2012 um 20.15 Uhr

Um es vorwegzunehmen, ich war zutiefst schockiert, wie zur besten Sendezeit den Menschen gesundheitsschädlicher Unsinn vorgesetzt wird. Man nimmt einen bekannten Fernsehkoch, sucht einen ahnungslosen oder interessengeleiteten Professor, der absurde und deshalb für einen Film interessante Thesen in die Welt setzt und konstruiert daraus einen manipulativen Test, der die absurden Behauptungen des Professors scheinbar bestätigt.

45 männliche Probanden erhielten über einen Zeitraum 2 Wochen eine einheitliche Kost, um deren Stoffwechsel zu vereinheitlichen. Anschließend wurden 3 Gruppen gebildet:

  1. „Mediterrane Kost“ mit viel Pasta, Fisch, Geflügel und Gemüse
  2. „Deutsche Kost“ mit viel Fleisch und Fett
  3. „Fast Food“ mit vielen Hamburgern

Alle 3 Gruppen erhielten über zwei weitere Wochen mit den täglichen 3 Mahlzeiten die gleiche Kalorienzahl. Am Ende stellte man fest, dass sich die Blutwerte nach 2 Wochen nicht sonderlich unterschieden und folgerte daraus, dass man essen könne, was man wolle und es keine ungesunden Nahrungsmittel gäbe. Eine falsche, blödsinnige und gesundheitsgefährdende Botschaft.

Meine Stellungnahme dazu:

  1. Der wesentliche Unterschied zwischen ungesunder und gesunder Ernährung besteht darin, dass eine Ernährung mit tierlichen Nahrungsmitteln ungesund ist und dass eine Ernährung ohne tierliche Bestandteile gesund ist. Diese Unterscheidung wurde nicht gemacht und damit auch keine vegane Gruppe gebildet. Denn gesundheitsgefährdend sind langfristig tierliches Protein und raffinierte Zucker, aber nicht so sehr der Fettgehalt. Kurzfristig haben die 3 mehr oder weniger ungesunden Ernährungsweisen natürlich überhaupt keine Auswirkungen, da der Kaloriengehalt fest vorgegeben ist und dadurch auch eine Gewichtszunahme ausgeschlossen ist. Das was die Blutfettwerte auch kurzfristig beeinflussen kann, ist nicht so sehr der Fettgehalt der Ernährung, sondern der Gehalt an tierlichem Protein!
  2. Die gesundheitlichen Folgen von Ernährung sind immer langfristiger Natur. Deshalb sind die gesundheitlichen Folgen einer ungesunden Ernährung mit tierlichem Protein erst mit einer langen Verzögerung über mehrere Jahre zu beobachten und nicht nach 14 Tagen! Chronische Wohlstandserkrankungen durch falsche Ernährung sind Übergewicht, Diabetes, Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Krebs, Alzheimer usw. Und diese treten nicht nach 14 Tagen ungesunder Ernährung, sondern erst nach jahrelanger ungesunder Ernährung mit tierlichen Proteinen auf.
  3. Eine wirklich gesunde Ernährung ohne Fleisch, Milch, Milchprodukte, Eier und Fisch wurde als Gruppe gar nicht aufgestellt. Was ist das für ein pseudowissenschaftlicher Unsinn, wenn man drei mehr oder weniger ungesunde Ernährungsweisen vergleicht, die einzig gesunde Ernährungsweise aber ausser Acht lässt und dann Aussagen über die gesundheitlichen Aussagen von Ernährung macht! Mehr noch: Über einen Zeitraum von 2 Wochen lassen sich überhaupt keine seriösen Aussagen über den gesundheitlichen Wert von Nahrungsmitteln treffen, weil die gesundheitlichen Folgen von Ernährung immer langfristiger Natur sind.
  4. Es ist völlig klar, dass sich Blutfettwerte und das Körpergewicht nicht verändern, wenn man auf die Kalorienzufuhr achtet und alle Ernährungsformen tierliches Protein enthalten.

  5. Es ist ja gerade das Kennzeichen einer gesunden Ernährung, dass sie durch ihren hohen Ballaststoffgehalt schnell sättigt und so eine zu hohe Kalorienzufuhr verhindert. Ballaststoffe kommen übrigens nur in pflanzlichen Nahrungsmitteln vor. Aus diesem Grund erzielt man auch durch eine abwechslungsreiche vegane Ernährung ohne raffinierte Zucker und ohne industriell verarbeitete Nahrungsmittel automatisch sein Idealgewicht, auch wenn man sich immer satt isst. Gerade die Fastfood-Gruppe fühlte sich nicht nur ständig müde und nicht so leistungsfähig, sondern war auch ständig hungrig, weil bei gegebener Kalorienzahl die hoch verdichteten, energiereichen Nahrungsmittel zu wenig Volumen einnahmen, um satt zu machen. Und weil man durch diese energiereichen kleinvolumigen Nahrungsmittel nicht so schnell satt wird, essen die Menschen davon mehr, nehmen dadurch mehr Kalorien auf und nehmen an Gewicht zu. Deshalb ist eine Kalorienrestriktion bei diesen Nahrungsmitteln völlig realitätsfremd, weil kein Mensch ständig hungrig bleiben kann und will. Und genau deshalb scheitern ja auch so gut wie alle Diäten, bei denen man weniger essen und weniger Kalorien aufnehmen soll. Letztlich siegt der Hunger, die Menschen essen sich mit hochkalorischen Nahrungsmitteln wieder satt und nehmen immer mehr zu (sog. Jojo-Effekt).

Fazit: Ein 14tägiger Ernährungstest kann für die Aussage, was langfristig für die Gesundheit richtig ist, gar nicht aussagekräftig sein. Die 3 Ernährungsgruppen waren tatsächlich in ihrer langfristigen gesundheitlichen Auswirkung nicht weit auseinander und alle mehr oder weniger ungesund. Gesund in der Ernährung bedeutet nach allen seriösen wissenschaftlichen Studien, unter anderem der „China Study“ von Professor Dr. T. Colin Campbell, das Weglassen aller tierlichen Bestandteile und von raffiniertem Zucker. Ich empfehle noch einmal ausdrücklich zum Eigenstudium das Buch „China Study“ von Professor Dr. Campbell und die dort angegebenen Studien zusammen mit den vielen auf der www.ProVegan.info aufgeführten wissenschaftlichen Studien von Universitäten aus aller Welt, die die Aussagen dieses Films lächerlich und damit im richtigen Licht erscheinen lassen.

Dieser Film, als vermeintliche „Dokumentation“ getarnt, war nichts anderes als eine unverschämte Werbeveranstaltung für die Hersteller ungesunder Nahrungsmittel, indem man sich mit professoraler Hilfe zu den Behauptungen verstieg, es gebe keine ungesunden Nahrungsmittel und man könne alles essen, solange man auf die Kalorien achten würde. Diese Aussagen sowie der gesamte Film inklusive der kruden Behauptungen dieses Professor Nawroth zeugen von Nichtwissen, Ignoranz oder interessengeleiteter Manipulation. Wie weit die Lebensmittelindustrie hinter diesem Film stand und hier einen genialen manipulativen Werbeschachzug vorgeführt hat, wird man wahrscheinlich leider nie erfahren. Die Aussagen stehen zumindest allen seriösen ernährungswissenschaftlichen Studien und Erkenntnissen diametral entgegen.