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«Je natürlicher, desto gesünder: Dieser Ernährungsmythos hält sich hartnäckig. Vor allem hochverarbeitete Lebensmittel stehen daher unter Generalverdacht.»

«Auch Henle verweist darauf, dass der Verarbeitungsgrad eines Lebensmittels keine pauschalen Aussagen über dessen gesundheitlichen Folgen zulässt. So könne beispielsweise das Erhitzen von bestimmten Lebensmitteln dafür sorgen, dass Vitamine verloren gingen. Auf der anderen Seite sorge das Erhitzen bei anderen Lebensmitteln dafür, dass sie für den Menschen besser zu verdauen sind. In wiederum anderen Fällen sorge das Erhitzen erst dafür, dass bestimmte Lebensmittel für den Menschen überhaupt erst genießbar würden.»

Anmerkung

Der Artikel weist zu Recht darauf hin, dass der Verarbeitungsgrad allein keine eindeutigen Aussagen über die gesundheitliche Qualität eines Lebensmittels erlaubt. Diese Differenzierung ist zwar aus wissenschaftlicher Sicht wünschenswert, doch für die meisten Konsumenten, die im Alltag schnelle Orientierung suchen, birgt diese Darstellung auch das Risiko der Fehlinterpretation bzw. Irreführung.

In der Praxis sind industriell hochverarbeitete Produkte meist alles andere als gesund: Sie enthalten oft nur geringe Mengen an natürlichen Mikronährstoffen, dafür aber überproportional viele isolierte und stark konzentrierte Substanzen wie raffinierte Zucker, Transfette, viel Salz oder problematische Zusatzstoffe. Diese Zusammensetzung hat mit vollwertiger Ernährung nichts zu tun – sie dient vor allem der Haltbarkeit, dem Preis oder der Manipulation von Geschmack und Konsistenz.

Ein gutes Gegenbeispiel ist ein vollwertiger Rohkostkuchen: Auch er kann technisch gesehen als hochverarbeitet gelten, wenn Zutaten gemixt, püriert oder getrocknet werden. Doch wenn er ausschliesslich aus vollwertigen pflanzlichen Nahrungsmitteln besteht – etwa aus Nüssen, Samen, Obst und unraffiniertem Süssungsmittel wie Datteln – ist dieser «verarbeitete» Kuchen aus ernährungsphysiologischer Sicht ein sehr hochwertiges Lebensmittel. Solche Produkte sind jedoch die Ausnahme – nicht die Regel.

Fazit

Hochverarbeitet bedeutet tatsächlich nicht immer automatisch ungesund – entscheidend ist die Qualität der eingesetzten Zutaten. Wenn ausschliesslich vollwertige pflanzliche Rohstoffe verarbeitet werden, dann ist auch das daraus resultierende verarbeitete Produkt sehr gesund – ob roh oder gekocht. Leider ist eine derart hochwertige Zusammensetzung bei industriell gefertigten Lebensmitteln bestenfalls äusserst selten.

Daher gilt als Faustregel: Im Zweifel besser die Finger weg von hochverarbeiteten Produkten aus dem Supermarktregal. Geniessen Sie stattdessen vollwertige naturbelassene frische pflanzliche Nahrungsmittel, die Ihren Gaumen erfreuen und Ihre Gesundheit schützen!

https://www.tagesschau.de/faktenfinder/kontext/hochverarbeitete-lebensmittel-upf-100.html