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«Im Westjordanland terrorisieren israelische Siedler die Bevölkerung. Sie greifen so oft an wie nie zuvor. Unterstützt werden sie dabei von israelischen Soldaten.»

«Es gibt keinen ruhigen Tag mehr im Westjordanland. Egal, wohin man blickt, Siedler terrorisieren Landbewohner. Ein typischer Fall hat sich vor wenigen Tagen in Umm al-Khair ereignet, einem Dorf ganz im Süden: Ein Siedler taucht auf dem Hof eines Palästinensers auf. Er weigert sich, zu gehen, erklärt einen Teil des Landes zu seinem Besitz. An den nächsten Tagen kommt er bewaffnet wieder. Er verwüstet einen Zaun, bedrängt Bewohner, leuchtet ihnen und den zum Schutz der Palästinenser anwesenden Aktivisten mit einer Stroboskoplampe in die Augen, während er sie filmt. Ein Video zeigt, wie der Siedler sich auf einen Olivenbaumsetzling setzt und ihn zerquetscht. Dann ruft er in aller Ruhe die Polizei an und erklärt ihr, Araber seien auf sein Land gekommen, hätten einen Zaun errichtet und ihn angeschrien.

Folgen hat das nicht. Wenn jemand festgenommen wird, sind es Aktivisten oder Palästinenser. Erstere laufen zudem Gefahr, von Siedlern verprügelt zu werden – Letztere müssen um ihr Leben fürchten. Kürzlich wurden wieder drei Palästinenser erschossen, als die Armee nach einem Siedlerpogrom in dem Ort Kafr Malik auftauchte und, anstatt die Angreifer festzunehmen, gegen die Verteidiger vorging.

Die Gewalt ist auf Rekordniveau. Die Vereinten Nationen zählten zwischen Januar und Juni etwa 740 Siedlerangriffe. Fast 500 Palästinenser erlitten dabei Verwundungen – rund zwei Drittel durch Siedler. Allein im Juni verletzten Siedler 95 Palästinenser – drei pro Tag. Das ist der höchste Wert seit dem Beginn der Aufzeichnungen. All das wäre nicht möglich, gäbe es nicht eine Zusammenarbeit mit den Sicherheitskräften. Militärsprecher verbreiten die Erzählung, die Armee sorge im Westjordanland für Ruhe und Ordnung und bekämpfe Terrorismus. Auch in Deutschland glauben das noch viele. Daran stimmt, dass es Palästinenser gibt, die Terrorakte begehen und etwa Zivilisten angreifen.»

«Ein Terrorist ist nach israelischer Definition jedoch schon ein Jugendlicher, der einen Stein wirft, nachdem Soldaten in sein Dorf einmarschiert sind. Brandschatzende und landraubende Siedler dagegen werden, wie David Issacharoff in der Zeitung „Haaretz“ schrieb, in israelischen Medien meist nur als „Juden“, „Randalierer“ oder „Radikale“ bezeichnet.»

«Sinn und Zweck der Armeepräsenz in den palästinensischen Gebieten ist es, die Besatzung aufrechtzuerhalten und den Siedlungsbau zu ermöglichen. Dass beides völkerrechtswidrig ist, hat der Internationale Gerichtshof im vergangenen Jahr noch einmal festgehalten. Letztlich sind Siedler und Soldaten zwei Seiten einer Medaille.»

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/westjordanland-siedlerterror-im-schutz-israelischer-soldaten-110574734.html