Wenn ich das so offen sagen darf, eigentlich berührt es ein Tabu: Der – mit weitem Abstand – größte Stressfaktor für meine Gesundheit ist das, was ich seit Jahrzehnten über kommerzielle Tierhaltung weiß, Bio eingeschlossen.
Die Erkenntnis, dass die meisten Menschen von Tierwohl schwatzen, während sie Gewalt bestellen.
Warum sollte ich Teil einer Spezies sein wollen, die einen ganzen Planeten ängstigt und dominiert? Weil es Vorteile hat? Hinter der scheinbaren Zivilisiertheit, in den Ställen, die eigentlich Lager sind, perfektionieren wir die Hölle. Wer jetzt auflacht, hat nicht hingeschaut – nicht auf die Gewaltbereitschaft der Menschen gegen die anderen Tiere, nicht auf die horrende Zahl der Opfer,
80 Milliarden tierliche Individuen pro Jahr zwingen wir in Schlachthöfe.
Von Wasserbewohnern ist da noch gar nicht gesprochen. Oder Versuchslaboren. Würden wir alle nur noch Sonntagsbraten essen, ergäbe das immer noch 10 Milliarden Schlachthaustote pro Jahr. Wie ganz und gar selbstbezogen, wie arm an Empathie muss eine Spezies sein, um solches Blutvergießen für Normalität zu halten? “Geht nicht anders” ist eine Lüge. Ein gesundes Leben kann ich dann führen, wenn diese Gewaltbereitschaft endlich befriedet sein wird. Also sehen Sie domestizierte tierliche Individuen doch bitte als Teil des “Demos” (politischer Gemeinschaft) – unsere Gesellschaften sind auch die ihren, über deren Regeln sie mitzureden haben. Der renommierte politische Philosoph Will Kymlicka erläutert das Konzept der “Membership Rights for Animals” auf YouTube und diskutiert es mit Studierenden. Ein Vorbild für waches Demokratieverständnis, für Aufbau von Gerechtigkeit. Ute Esselmann, Bielefeld