«Selbst in üppigen tropischen Wäldern nimmt die Zahl der Insekten ab – und damit auch die der Vögel und Reptilien.»
«In den Teilen Costa Ricas, die stark von Pestiziden betroffen sind, sind die Insekten völlig ausgerottet», sagt Hallwachs zum «Guardian». «Aber was wir hier in den geschützten Gebieten sehen – die, soweit wir das beurteilen können, sogar frei von zerstörerischen Insektiziden und Pestiziden sind – selbst hier geht die Zahl der Insekten erschreckend und dramatisch zurück.»
«Zählungen aus Schutzgebieten in Deutschland, die 2017 veröffentlicht wurden, legen nahe, dass die Zahl der Fluginsekten in weniger als 30 Jahren mindestens um drei Viertel (75 Prozent) abgenommen hat. In den USA wurden über einen Zeitraum von 45 Jahren 63 Prozent weniger Käfer gezählt. Auch Costa Rica ist stark betroffen: Die Insektenmasse sei dort seit den 1970er-Jahren auf einen Sechzigstel zurückgegangen, schreibt der «Guardian».»
«Hauptgrund dafür ist die Klimakrise, stimmen Wissenschaftler weltweit grösstenteils überein. Ein Ökosystem sei wie eine Schweizer Uhr, erklärt Hallwachs. Jedes Detail trage zum Funktionieren bei: die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, das Wachstum der Pflanzen. Vor allem Beginn und Ende der Jahreszeiten hätten einen grossen Einfluss auf das Gesamtsystem. Genau diese aber verschieben sich.»
«Ich komme gerade aus Texas zurück, und es war die erfolgloseste Forschungsreise, die ich je unternommen habe», erzählt Wagner den Journalistinnen und Journalisten. Dort gebe es «einfach kein nennenswertes Insektenleben mehr». Es habe kaum noch Eidechsen, und er habe während seines Ausflugs keine einzige Schlange gesehen.
Anmerkung: Angesichts der anhaltenden Vergiftung der Umwelt durch Pestizide und andere Schadstoffe sowie der fortschreitenden Klimakrise ist eine grundlegende Veränderung nicht in Sicht. Die Welt — und damit die Zukunft kommender Generationen — ist bereits irreversibel geschädigt.
Obwohl die Klimakrise eine existentielle Bedrohung darstellt, wird sie entweder geleugnet oder mit oberflächlichen Massnahmen wie Elektromobilität oder Energiewende begegnet, die bestenfalls symbolischen Charakter haben. Die zentrale Ursache des Klimawandels – die Produktion und der Konsum tierlicher Produkte – bleibt dabei nahezu vollständig ausgeblendet.
Stattdessen steigt der weltweite Konsum tierlicher Produkte sogar noch stetig weiter. Für deren Herstellung müssen Tiere mit enormen Mengen an Getreide und Soja gefüttert werden – Ressourcen, die direkt zur Bekämpfung des weltweiten Hungers eingesetzt werden könnten. Während täglich zwischen 6.000 und 43.000 Kinder an Unterernährung sterben, werden etwa 50 % der weltweiten Getreideernte und bis zu 98 % der globalen Sojaernte an sogenannte «Nutztiere» verfüttert.
Um die Erträge für Futtermittel weiter zu steigern, erfolgt der massive Einsatz von Pestiziden – mit verheerenden Folgen für Böden, Gewässer, Insekten und letztlich die menschliche Gesundheit. Ein Teufelskreis, der nicht nur ökologisch katastrophal ist, sondern auch einer ethischen und intellektuellen Bankrotterklärung gleichkommt.
Selbst wenn dieser Kurs jetzt grundlegend geändert würde, ist es wahrscheinlich bereits zu spät. Das gegenwärtige menschliche Fehlverhalten wird unweigerlich zum Kollaps der menschlichen Zivilisation führen.
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