Angemeldet als:
Logo

«In Deutschland werden jedes Jahr rund 31.000 Tonnen reine Pestizidwirkstoffe verkauft. Äpfel sind in Deutschland die Kultur, in der die allermeisten Pestizide eingesetzt werden. Das zeigen staatliche Auswertungen anhand von Stichproben regelmäßig.»

«Denn Landwirte müssen ihre Pestizideinsätze zwar dokumentieren, aber diese Spritzprotokolle werden nicht systematisch erfasst, geschweige denn der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es gibt kein digitales Transparenzregister und keine öffentliche Datenbank. Das heißt: Selbst Wissenschaft und Politik wissen nicht genau, wie viele Pestizide wo und in welchen Mengen tatsächlich in die Umwelt gelangen.»

«Im Zuge des Gerichtsverfahrens gegen uns konnten wir dann Einblicke in die Spritzprotokolle von hunderten Betrieben im Vinschgau, einer Anbauregion in Südtirol, nehmen und diese auswerten: Wir kamen zu dem Ergebnis, dass dort eine Apfelplantage im Jahr 2017 durchschnittlich 38 Mal mit Pestiziden behandelt wurde.»

«Im intensiven Apfelanbau werden Pestizide eingesetzt, die äußerst schädlich für die Umwelt sind. Ein Beispiel ist Dithianon: Dieses Mittel ist in den Spritzprotokollen aus dem Vinschgau dokumentiert und wir fanden es auch auf Äpfeln aus dem Alten Land. Es stellt ein Risiko für insektenfressende Vögel dar und ist langfristig sehr gefährlich für Wasserorganismen. Gerade im Alten Land ist das besonders brisant, denn die Gegend ist durchzogen von Flüssen, Bächen und Wassergräben. Teilweise wachsen die Apfelbäume nur wenige Meter entfernt von diesen Gewässern.»

«Mehrere der im Apfelanbau eingesetzten Pestizide, die in den Spritzprotokollen aus dem Vinschgau dokumentiert sind, gelten als „vermutlich fortpflanzungsschädigend“ wie zum Beispiel Penconazol, Fluazinam und Phosmet. Wirkstoffe wie Bupirimat, Glyphosat und Captan stehen außerdem im Verdacht, krebserregend zu sein.»

«In der Realität ist es so, dass das „Parkinson-Syndrom durch Pestizide“ vor kurzem in Deutschland offiziell als Berufskrankheit von Landwirten anerkannt ist.»

«Die Weltgesundheitsorganisation stuft das Ackergift schon seit langem als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Und erst kürzlich wurden die Ergebnisse einer Langzeitstudie veröffentlicht, die zeigen: Glyphosat kann bereits in sehr geringen Mengen, die bisher offiziell als sicher gelten, Krebs auslösen.»

«Ökologische Anbaumethoden zeigen, dass es auch ohne chemisch-synthetische Pestizide geht: Diese sind im ökologischen Obstbau grundsätzlich verboten. Hier dürfen nur natürliche Stoffe wie Kupfer oder Schwefel zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten eingesetzt werden. Außerdem wird in der ökologischen Landwirtschaft verstärkt auf naturverträgliche Maßnahmen gesetzt, wie zum Beispiel eine gute Bodenqualität oder den Einsatz von Nützlingen. Auch auf artenreichen Streuobstwiesen wird auf den Gifteinsatz verzichtet. Bio-Äpfel und Streuobst mögen zwar kleine Schönheitsfehler haben, können aber geschmacklich und gesundheitlich voll überzeugen.»

https://umweltinstitut.org/landwirtschaft/meldungen/pestizide-im-apfelanbau-ein-reales-problem/