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Eine zehnjährige Studie mit 88.000 Personen und 13 Millionen Stunden Lichtdaten zeigt, dass Störungen des zirkadianen Rhythmus durch künstliches Licht die Lebenserwartung unbemerkt verkürzen können.

Eine Studie mit dem Titel «Hellere Nächte und dunklere Tage sagen ein höheres Sterberisiko voraus: Eine prospektive Analyse der persönlichen Lichtexposition bei >88.000 Personen» wurde in PNAS veröffentlicht und liefert den bislang stärksten Beweis dafür, dass die Menge an Licht, der wir ausgesetzt sind – sowohl tagsüber als auch nachts – unsere Lebenserwartung direkt beeinflusst.

Anhand objektiver Daten von über 88.000 Erwachsenen, die sieben Tage lang ununterbrochen Lichtsensoren am Handgelenk trugen – und so mehr als 13 Millionen Stunden persönlicher Lichtexposition erfassten – und deren Gesundheitszustand über fast ein Jahrzehnt hinweg verfolgt wurde, stellte die Studie fest, dass helleres Licht in der Nacht und gedämpfteres Licht am Tag mit einem deutlich höheren Risiko allgemeiner und kardiometabolischer Mortalität verbunden sind.

Wichtigste Ergebnisse

  1. Nachtlicht erhöht das Sterberisiko

Teilnehmer, die dem hellsten Nachtlicht ausgesetzt waren (obere 10 %), hatten:

  • 21–34 % höheres Risiko der Gesamtmortalität
  • 33–46 % höheres Sterberisiko durch kardiometabolische Erkrankungen

Dieses Risiko folgte einem klaren Dosis-Wirkungs-Muster: Je mehr Licht in der Nacht, desto grösser das Risiko.

  1. Tageslicht senkt das Sterberisiko

Umgekehrt hatten die Teilnehmer mit der höchsten Lichtexposition tagsüber:

  • Bis zu 34 % geringeres Risiko der Gesamtmortalität
  • 39 % geringeres Risiko einer kardiometabolischen Mortalität im Vergleich zu Personen mit der geringsten Tageslichtintensität

Auch hier folgte ein abgestufter, dosisabhängiger Trend.

  1. Gestörte circadiane Rhythmen sagen den Tod voraus

Mithilfe eines validierten mathematischen Modells des menschlichen zirkadianen Schrittmachers zeigten Forscher:

  • Eine geringere zirkadiane Amplitude (ein schwächeres inneres Uhrsignal) sagte eine um bis zu 10 % höhere Gesamtmortalität und eine um bis zu 13 % höhere kardiometabolische Mortalität voraus
  • Sowohl frühe als auch späte zirkadiane Phasen – Abweichungen vom durchschnittlichen Schlaf-Wach-Rhythmus – waren mit einem deutlich erhöhten Sterberisiko verbunden

Diese Zusammenhänge blieben auch nach Anpassung der Schlafdauer und -effizienz bestehen, was darauf hindeutet, dass die zirkadiane Störung selbst einen unabhängigen Risikofaktor darstellt.

Auswirkungen

Dies ist die grösste prospektive Studie, die die persönliche Lichtexposition direkt misst und mit der Sterblichkeit in Zusammenhang bringt. Im Gegensatz zu früheren Studien mit Satelliten- oder Selbstauskunftsdaten erfasst sie die tatsächliche Lichtsituation – drinnen und draussen. Die Ergebnisse bestätigen frühere Forschungsergebnisse, die zeigen, dass nächtliches Licht den zirkadianen Rhythmus stört und zu Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- und Hormonstörungen beiträgt.

Die Ergebnisse haben weitreichende Auswirkungen:

  • Hellere Nächte (aufgrund von Innenbeleuchtung, Bildschirmen oder städtischer Exposition) können die Lebensdauer unbemerkt verkürzen
  • Dunkle Tagesumgebungen (z. B. Büroarbeit in Innenräumen) stärken die zirkadiane Stärke und Belastbarkeit nicht.
  • Die zirkadiane Gesundheit – einschliesslich der konstanten Licht-Dunkel-Exposition – entwickelt sich zu einem wichtigen Faktor für die menschliche Langlebigkeit

Empfehlungen

  • Vermeiden Sie helles Licht zwischen Mitternacht und 6 Uhr morgens, wenn das zirkadiane System am anfälligsten ist
  • Erhöhen Sie die Belichtung mit hellem Licht während des Tages, insbesondere in den Morgenstunden
  • Halten Sie regelmäßige Schlaf-Wach-Rhythmen ein und minimieren Sie künstliches Licht in der Nacht, einschliesslich Bildschirmen und Umgebungsbeleuchtung in Innenräumen

Diese Verhaltensänderungen sind kostengünstige, zugängliche und evidenzbasierte Strategien, um möglicherweise das Risiko einer vorzeitigen Sterblichkeit zu senken und die kardiometabolische Gesundheit zu unterstützen.

https://www.thefocalpoints.com/p/brighter-nights-and-darker-days-increase

Referenz: D.P. Windred, A.C. Burns, J.M. Lane, P. Olivier, M.K. Rutter, R. Saxena, A.J.K. Phillips, & S.W. Cain, Brighter nights and darker days predict higher mortality risk: A prospective analysis of personal light exposure in >88,000 individuals, Proc. Natl. Acad. Sci. U.S.A. 121 (43) e2405924121, https://doi.org/10.1073/pnas.2405924121 (2024).