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An der Studie nahmen 28.737 Männer in Nordamerika (USA + Kanada) teil, die Angehörige der Glaubensgemeinschaft der Seventh‑day Adventist Church und alle bei Studienbeginn krebsfrei waren. Vorteil bei diesen Teilnehmern ist der Umstand, dass alle Angehörigen dieser Glaubensgemeinschaft aufgrund ihres Glaubens sehr gesund leben, so dass andere Ursachen für den Krebs eher unwahrscheinlich erscheinen. Erfassungszeitraum: durchschnittliche Nachbeobachtungszeit etwa 7,8 Jahre.

Auftreten („incident“) von Prostatakrebs – insgesamt 1.254 neue Fälle, davon 190 fortgeschrittene („advanced“) Erkrankungen. Männer mit hoher Aufnahme von Milchprodukten (dairy foods) im Vergleich zu niedriger Aufnahme hatten ein statistisch signifikant erhöhtes Risiko für Prostatakrebs. Zum Beispiel: Vergleich 90. Perzentil (≈ 430 g/Tag) vs. 10. Perzentil (≈ 20,2 g/Tag) ergab Hazard Ratio (HR) ~ 1,27 (95 % CI: 1,12–1,43) für alle Prostatakrebsfälle.

Für fortgeschrittene Erkrankungen war die HR ~ 1,38 (95 % CI: 1,02–1,88) für denselben Vergleich (430 g/Tag vs. 20,2 g/Tag).

Kalzium aus nicht-milchbasierten Quellen (non-dairy calcium) zeigte keinen klaren Zusammenhang mit dem Risiko: Vergleich höhere (≈ 905 mg/d) vs niedrigere (≈ 349 mg/d) non-dairy Kalziumaufnahme → HR ~ 1,16 (95 % CI: 0,94–1,44).

Wichtig: Die Risikoerhöhung war nicht proportional mit jeder Zunahme der Aufnahme. Vielmehr war der grösste Teil des Risikos bereits bei relativ niedrigen Milchkonsum erreicht („saturation effect“).

Die Autoren vermuten, dass nicht nur Kalzium verantwortlich sein könnte, sondern andere Komponenten von Milchprodukten — z. B. Hormone (Milch von trächtigen Kühen enthält z. B. mehr hormonelle Stoffe), oder Einfluss auf den „insulin-like growth factor-1“ (IGF-1)-Spiegel, der mit Krebsrisiken assoziiert ist. Die nicht-dairy Kalziumergebnisse unterstützen die Interpretation, dass Milchprodukte spezifisch und nicht nur Kalziumaufnahme per se das Risiko beeinflussen können.

Der Nichtlinearitätsbefund legt nahe: ein grosser Teil des Risikos entsteht bereits bei moderater Aufnahme. Etwa zwei Drittel der Erhöhung des Risikos entstehen bereits bei ca. 150 g Milch pro Tag.

Stärken der Studie

  • Grosse Stichprobe mit relativ grosser Spannweite der Milchkonsumwerte (von sehr niedrig bis höher) – was viele frühere Studien oft nicht hatten.
  • Berücksichtigung von non-dairy Kalzium als Vergleich – ermöglicht Differenzierung zwischen Milchprodukteffekt vs. Kalziumeffekt.
  • Anwendung von Kalibrierung zur Verbesserung der Abschätzung des Ernährungs-Messfehlers (durch Sub-Stichproben mit 24-h-Erinnerungen).

Referenz: Orlich, M.J., Knutsen, S.F., Sabaté, J., Beeson, W.L., Fraser, G.E., Jaceldo-Siegl, K., Lloren, J.I., Fan, J. & Mashchak, A.D. (2022). ‘Dairy foods, calcium intakes, and risk of incident prostate cancer in Adventist Health Study-2’, The American Journal of Clinical Nutrition, 115(6), pp. 1512–1525. doi: 10.1093/ajcn/nqac064.