«Trotz anderslautender Versprechen der EU, nehmen die Exporte verbotener Pestizide aus den Mitgliedländern deutlich zu.»
«2024 genehmigten die EU-Mitgliedsländer den Export von fast 122’000 Tonnen Pestiziden, die auf dem eigenen Staatsgebiet wegen inakzeptabler Risiken für Gesundheit oder Umwelt nicht zugelassen sind. Das sind gut 50 Prozent mehr als die rund 81’000 Tonnen, die den Behörden 2018 gemeldet worden waren. Berücksichtigt man den Brexit und zählt das Vereinigte Königreich als damaliger Hauptexporteur mit 40 Prozent des Volumens nicht mehr mit, haben sich die EU-Exporte in sechs Jahren mehr als verdoppelt.»
«Europa ist nach wie vor führend bei der Herstellung und dem Export der wohl gefährlichsten Pestizide der Welt.»
«Marcos Orellana, Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für giftige Chemikalien und Menschenrechte, bedauert «eine verwerfliche Doppelmoral». Er spricht von einer «modernen Form der Ausbeutung mit klar rassistischem Unterton». Und weiter: «Für die Länder, die verbotene Pestizide herstellen und exportieren, haben Leben und Gesundheit der Menschen in Empfängerländern offenbar nicht dieselbe Bedeutung wie das Wohlbefinden der eigenen Bevölkerung.» Schliesslich moniert er, dass «die Landarbeiter und ihre Familien leiden, während die Pestizidhersteller die Gewinne einstreichen».»
«Die neue Untersuchung zeigt: 2024 wurden insgesamt 75 Pestizide, die in der EU verboten sind, für den Export gemeldet. 2018 waren es erst 41 gewesen.»
«Zudem exportiert die EU weiterhin Tausende Tonnen Neonicotinoide: Diese gefährlichen Insektizide sind für den weltweiten Rückgang von Bestäuberpopulationen verantwortlich. Seit 2018 sind sie aufgrund «inakzeptabler» Risiken für Bienen in der EU nicht mehr zugelassen. Die EU-Kommission verbietet sogar per Gesetz die Einfuhr von Lebensmitteln, welche Rückstände zweier Neonicotinoide enthalten. Demnach hält sie diese Stoffe für eine sehr grosse Gefahr für die Biodiversität, die landwirtschaftliche Produktion und die Ernährungssicherheit weltweit. Dennoch exportiert die EU weiterhin grosse Mengen davon. Gemäss den Daten sind der Basler Konzern Syngenta und das deutsche Unternehmen Bayer die Marktführer in diesem toxischen Geschäft mit in Europa hergestellten «Bienenkillern».»
«Verbotene Pestizide nach Afrika oder in andere Länder mit niedrigem Einkommen zu schicken, ist nur möglich, wenn man die Menschen, die sie verwenden, als minderwertig betrachtet und sich daher nicht um ihre Gesundheit schert. Diese Praxis stellt Profit über Menschenleben.»
«Insgesamt wurden mehr als 40 Prozent der aus der EU exportierten Mengen von Deutschland gemeldet. Das Land hat sich zum wichtigsten europäischen Umschlagplatz für den Handel mit verbotenen Pestiziden entwickelt: Letztes Jahr waren es nicht weniger als 50’000 Tonnen. Das sind sechsmal so viel wie 2018.»
https://www.infosperber.ch/umwelt/exporte-verbotener-pestizide-aus-der-eu-nehmen-massiv-zu/