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«Das Problem am Fleisch ist nicht nur die schlechte Klimabilanz. Unser hoher Konsum gefährdet die Ernährungssicherheit. Den kann nur noch die Politik beenden.»

«Der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch der Deutschen sank von 2020 auf 2021 gerade einmal um 2,1 auf 55 Kilogramm, allen Appellen zu mehr Klimaschutz und allen Selbstbekenntnissen zum Trotz. Die Industrie produzierte nur rund 2,4 Prozent weniger Fleisch als zuvor.»

«Der nach wie vor sehr hohe Fleischkonsum gefährdet mittlerweile die weltweite Lebensmittelversorgung. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung der Unternehmensberatung PwC Strategy: Die globale Nahrungsmittelproduktion verschlingt demnach zwei Drittel des globalen Frischwassers, ist für drei Viertel der Nährstoffbelastung in Gewässern und für ein Viertel aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Essen müssen wir alle. Die Sache ist: Der weitaus größte Anteil davon geht aufs Konto von Fleischesserinnen und Fleischessern. Rund 80 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen braucht es direkt oder indirekt für die Fleischproduktion, heißt es in der Studie. Trotzdem liefere das Fleisch nur elf Prozent der verbrauchten Kalorien.»

«Schon mit Blick auf die Klimabelastung und das Tierleid gibt es längst keine nachvollziehbare Rechtfertigung mehr für unseren hohen Fleischverzehr. Dass er – gerade jetzt, wo Pandemie, Krisen und Kriege ohne Pausen aufeinanderfolgen – auch die Lebensmittelversorgung gefährdet, ist ein weiterer triftiger Grund, ihn zu reduzieren. Und das darf keine Frage mehr sein, die jede und jeder Einzelne nur mit sich und seinem Gewissen aushandelt. Dafür ändern sich unsere Ernährungsgewohnheiten zu wenig und zu langsam.»

«In anderen Ländern der Welt gehört Hunger für viele Menschen längst zum Alltag. Das liegt auch daran, dass auf Feldern etwa in Südamerika Futtermittel fürs Vieh wächst – statt mehr Getreide für die eigenen Kochtöpfe. Und Industriestaaten importieren diese Futtermittel, um ihren Fleischhunger zu stillen. In den vergangenen 20 Jahren hat sich allein der Anteil von Soja im internationalen Handel mehr als verfünffacht: Für den Anbau holzen Betriebe in Brasilien und Argentinien Wälder ab, sie vertreiben indigene Gemeinschaften und versprühen Pestizide – auch solche, die hier verboten sind. Wohlgemerkt handelt es sich um Soja, das zu 80 Prozent in Futtertrögen von Tieren landet, nicht auf den Tellern von Veganern. Die Klimakrise wird das Leid vieler Menschen verschärfen, viele von ihnen werden ihre Heimat verlassen müssen. Unser Lebensstil trägt dazu bei.»

«Doch unsere Freiheit ist nichts mehr wert, wenn die Lebensgrundlagen zerstört sind. Wenn das ständige Mahnen von Wissenschaftlerinnen nichts bringt, wenn die Fakten nicht ausreichen, um vernünftigen Konsum zu steuern und sich selbst ernannte Flexitarier lieber selbst in die Tasche lügen, als ihren Fleischkonsum nennenswert zu reduzieren – dann braucht es am Ende eben doch politische Mittel: Dazu gehört es, als erstes Fleisch und andere tierische Produkte mit der normalen Mehrwertsteuer von 19 Prozent zu belegen und den ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent stattdessen für pflanzliche Ersatzprodukte anzuwenden. Noch besser – wie vom Umweltbundesamtvorgeschlagen – pflanzliche Lebensmittel wie Gemüse, Obst, Getreide und Hülsenfrüchte ganz von der Mehrwertsteuer zu befreien.»

Anmerkung: Alles richtig. Auch über die heuchelnden Flexitarier kann ich nur den Kopf schütteln. Allerdings besteht nicht die geringste Chance, dass sich etwas Wesentliches auf absehbare Zeit ändert. In einer Kakistokratie sind sinnvolle Veränderungen durch die Politik nicht möglich.

https://www.zeit.de/green/2022-10/ernaehrung-fleischkonsum-lebensmittelversorgung-sicherheit