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Dr. med. Henrich
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Bei genauerer Betrachtung ist das Grundproblem bzw. der Fehler dieser Studie, dass Fette und Kohlenhydrate (vorsätzlich in manipulativer Absicht oder fahrlässig wegen fachlicher Inkompetenz) undifferenziert betrachtet werden. Denn es ist fachlich absurd, alle Kohlenhydrate und alle Fett undifferenziert in jeweils einen Topf zu stecken, dann zu analysieren und daraus gesundheitliche Schlüsse zu ziehen. Schaut man sich die wissenschaftlichen Fakten an, dann wird sofort klar, dass es keinen Sinn macht, undifferenziert den Gehalt an Fett und Kohlenhydraten in der Ernährung zu bestimmen und dies zur Gesundheit und Sterblichkeit in Beziehung zu setzen. Denn es kommt nicht darauf an, wie viel Fett oder Kohlenhydrate man konsumiert. Entscheidend ist vielmehr, in welcher Form man die Fette und Kohlenhydrate aufnimmt.

Konsumiert man das Fett aus Tierprodukten und / oder aus Pflanzenölen, dann ist dies gesundheitlich negativ. Denn in Tierprodukten sind ausser den Fetten eine ganze Reihe schädlicher Stoffe in konzentrierter Form enthalten, insbesondere Tierprotein, Hormone und kanzerogene Umweltgifte. Nimmt man dagegen die Fette in Form von unverarbeiteten pflanzlichen Nahrungsmitteln (z.B. Nüsse, Samen) auf, dann ist der Fettkonsum sehr gesund. In vollwertigen pflanzlichen Nahrungsmitteln sind noch sehr viele andere wichtige gesundheitsfördernde Substanzen enthalten, wie z.B. Faserstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Wenn man dagegen Fett aus einem Nahrungsmittel extrahiert und konzentriert, dann ist die hochkonzentrierte Aufnahme dieses Fettes ungesund. Offensichtlich hat sich der menschliche Organismus im Laufe der Evolution bestens an die Aufnahme natürlicher unverarbeiteter vollwertiger Nahrungsmittel (mit ihren vielen synergistisch wirkenden Substanzen) angepasst, aber nicht an die Aufnahme einzelner hochkonzentrierter Nährstoffe, die aus ihrem natürlichen Verbund in den jeweiligen Nahrungsmitteln extrahiert wurden.

Dies gilt natürlich auch für die Kohlenhydrate. Denn komplexe Kohlenhydrate aus unverarbeitetem Getreide und aus Früchten haben eine nachweislich sehr positive gesundheitliche Wirkung. Extrahiere ich dagegen aus diesen vollwertigen Nahrungsmitteln die Einfachzucker und konsumiere den raffinierten Zucker, dann ist dies extrem ungesund. Dies ist bekanntlich der Grund dafür, dass vollwertige Getreide und Früchte mit ihren komplexen Kohlenhydraten so gesund sind, dagegen die raffinierten Zucker in Limonaden und Süssigkeiten so ungesund.

Aus ernährungsphysiologischer Sicht ist es daher völlig unsinnig, alle Kohlenhydrate und alle Fette ohne Differenzierung bewerten zu wollen. Deshalb sind auch die Ergebnisse dieser Studie absolut nichtssagend. Denn auf die Menge der Kohlenhydrate und Fette kommt es gar nicht an. Entscheidend ist vielmehr, in welcher Form man Kohlenhydrate und Fette aufnimmt: Konsumiert man gesunde vollwertige naturbelassene komplexe Kohlenhydrate oder isst man ungesunde raffinierte Kohlenhydrate. Konsumiert man gesunde vollwertige naturbelassene fettreiche pflanzliche Nahrungsmittel oder konsumiert man ungesunde fettreiche Tierprodukte und / oder ungesunde pflanzliche Öle/Fette. Wirft man gesunde und ungesunde Formen der jeweiligen Nährstoffgruppen undifferenziert in einen Topf, dann kann man nicht erwarten, dass als Ergebnis eine differenzierte und fundierte Aussage über den gesundheitlichen Wert von Nährstoffen herauskommt und schon gar keine sinnvolle Empfehlung, wie man sich gesund ernähren kann.

Entsprechend den Ergebnissen der Ernährungsforschung habe ich bei den 7 Regeln der gesunden Ernährung zwischen schädlichen und gesunden Kohlenhydraten bzw. zwischen gesunden und schädlichen Fetten differenziert: https://www.provegan.info/de/ernaehrung/7-regeln-einer-gesunden-veganen-ernaehrung/ Dort rate ich von zusätzlichen Fetten und Ölen ab, empfehle aber fetthaltige Nüsse und Samen! In den 7 Regeln heisst es dazu:

„Raffinierten Zucker und Auszugsmehl meiden.“ (weil ungesunde einfache Kohlenhydrate)

„Zusätzliche Fette/Öle nur in geringen Mengen (Herzkranke sollten auf zusätzliche Fette/Öle völlig verzichten).“ (weil ungesunde isolierte Fette)

„Tipp: Omega-3-Fettsäuren bezieht man am besten aus frisch gemahlenen Leinsamen.“ (weil gesunde Fette in vollwertigen Nahrungsmitteln)

„Frische Früchte, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte bevorzugen.“ (weil gesunde komplexe Kohlenhydrate und gesunde Fette in vollwertigen Nahrungsmitteln)

Immer wenn unqualifizierte reduktionistische Studien ohne den nötigen Sachverstand auftauchen, die einzelne Nährstoffgruppen ohne genügende Differenzierung untersuchen, dann kommen Ergebnisse heraus, die anderen Studien zu widersprechen scheinen. Gerade diese unqualifizierten Studien mit ihren zunächst überraschenden Ergebnissen schaffen es dann leider in die Medien, weil sie auf den ersten Blick einen vermeintlich besonderen Informationswert zu haben scheinen. Diese Aufmerksamkeit nutzt zwar den unqualifizierten oder manipulierenden Autoren, verwirrt aber den gesundheitsinteressierten Bürger noch weiter. Denn die Welt ist bereits voller irreführender und manipulativer Propaganda über Ernährung. Entsprechend verwirrt sind die Menschen mit der Folge, dass Fehlernährung die Hauptursache für chronische Krankheiten und vorzeitigen Tod ist.

Ernährung ist ein sehr komplexes Geschehen, das dadurch leider auch sehr anfällig für Manipulationen ist. Selbst eine vegane Ernährung kann man nicht als eine Einheit ansehen und beurteilen, da es sowohl eine ungesunde als auch eine gesunde vegane Ernährung gibt. Hält man sich an die oben erwähnten 7 Regeln der gesunden Ernährung, dann ist die vegane Ernährung ohne jeden Zweifel die gesündeste Kostform. Dagegen ist eine vegane Ernährung mit viel raffiniertem Zucker, isolierten Fetten, vielen industriell verarbeiteten Nahrungsmitteln und ohne ausreichende Vitamin-B12-Quelle sehr ungesund, insbesondere auch für Kinder. Die von der Nahrungsmittelindustrie oftmals finanzierten Ernährungsbetrüger nutzen diesen Umstand und missbrauchen Einzelfälle von ungesunder veganer Ernährung, um die vegane Ernährung insgesamt zu diffamieren und in Misskredit zu bringen. So sähen sie Zweifel und Ängste insbesondere bei Eltern, die dann Angst haben, ihre Kinder vegan zu ernähren. Der Skandal daran ist, dass diesen Kindern so der gesündeste Start ins Leben verwehrt wird. Das ist weder gesundheitspolitisch noch moralisch vertretbar.

Es ist die Aufgabe der Stiftung ProVegan, diesen Ernährungsbetrügern entgegenzutreten und immer wieder die Fakten der seriösen wissenschaftlichen Forschung zu präsentieren.

Die erwähnte irreführende Studie: http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(17)32252-3/fulltext

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmedhealth/behindtheheadlines/news/2017-08-30-results-of-global-fats-and-carbs-study-not-very-relevant-for-uk/

Ein Presseartikel über die erwähnte irreführende Studie mit unqualifizierten Aussagen des Studienleiters: http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/sonntag/gesunde-ernaehrung-laenger-leben-dank-mett-und-butter/20272228.html