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HIer ein weiterer Hilferuf, der uns erreichte:

Tomi, *06/2015 – gelähmte Hinterbeine, Blase muss ausmassiert werden

Fangen wir doch einfach mal von hinten an, hier erstmal eine Beschreibung in kurzen Worten aus der Sicht seiner Physiotherapeutin und der Pflegestelle:

Charmeur, süßer Knopf, niedlicher Kerl, kleiner Schmuser und Sonnenschein…

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Damit wäre ja eigentlich alles gesagt und die Vermittlungschancen lägen bei 100%, gäbe es da nicht diese anderen Kleinigkeiten, für die man aber etwas ausholen muss:

Tomi wurde in Dimitrovgrad, einer Kleinstadt, ca. 200 km von Sofia entfernt, mit einem Projektil im Rücken hilflos aufgefunden. Liebe Menschen brachten ihn dort in eine Tierklinik, die jedoch eigentlich mit solch einem Fall überfordert waren. Zwar entfernten sie das Projektil (kleine Splitterstücke sind verblieben), überließen alles andere aber Mutter Natur in der Hoffnung, es würde schon alles gut werden.

Leider traf das natürlich nicht zu. Niemand massierte die Blase aus, die so immer nur soweit entleerte, wie sie überlief. Der Urin verblieb im Fell, da Tomi ja nur lag und innerlich war die Blase immer randvoll gefüllt. So blieb nicht aus, was kommen musste.  Das Ganze offenbarte sich in der Tierklinik in Sofia, denn unsere Kollegin Denitsa hatte von Tomis Schicksal gehört und ihn dorthin gebracht. Durch das Auslaufen des Urins hatten sich Wunden gebildet, quasi vom Urin zerfressenes Fleisch. Im Penis und auch in den Hoden waren Nekrosen , so dass zeitweilig eine Penisamputation im Raum stand. In der Blase hatte sich eine Entzündung gebildet, da die Blasenwand mit ständigem Urin konfrontiert wurde.

Tomis Zustand war so schlimm, dass man überlegt, ob so etwas noch zumutbar ist – aber Tomi kämpfte, und er schnurrte sich in die Herzen der Menschen dort. Fortan wurde die Blase ausmassiert und die Wunden heilten auch etwas ab. Der Penis musste nicht amputiert werden, aber Tomi lebte nur in einer Transportbox und so heilten die Wunden durch das viele Liegen nicht optimal ab.

Tomi hatte dann in Bulgarien die Zusage einer Pflegestelle, die leider wieder absprang und in Deutschland eine Interessentin, der dann die Aufnahme einer weiteren Katze vom Vermieter untersagt wurde. Und so wurde überlegt, wo er hin könnte, um aus der Transportbox „befreit“ zu werden. Auch bei uns hier hat sich niemand darum gerissen, „so“ eine Katze aufzunehmen, aber letztlich siegte dann doch das Mitgefühl und so konnte der kleine Mann nach Deutschland reisen.

Ich als Pflegestelle kann nur sagen: es ist gut und richtig gewesen, dass er kommen durfte. Tomi ist eine Erfahrung, die ich nicht vermissen möchte. Er ist ein absolut zauberhafter und verschmuster kleiner Kerl, der mir mal wieder gezeigt hat, dass viele meiner Bedenken umsonst waren. Wahrscheinlich nicht ganz, aber wo ich Probleme sah, hat er sie einfach aus dem Weg geräumt. Offene Treppe – na und? Die nehm’ ich doch mit links und so zieht er sich tgl. mehrmals mit Energie und Ausdauer von der unteren Etage in die obere. Wieder runter – aber klar. Mir tut es jedes Mal weh, wenn seine Hinterbeine mit lautem Gepolter Stufe um Stufe nach unter aufschlagen, aber er muss das nicht tun, denn er würde ja getragen, offenbar ist es für ihn nicht so schlimm wie für mich, aber ein ebenerdiges Zuhause wäre traumhaft.

Blase ausmassieren – ist in zwei Minuten abgehandelt und manchmal die große Toilette dann gleich mit – sofern er nicht gerade mit Fressen beschäftig ist oder vermutet, dass da irgendwo auch nur noch ein kleinster Krümel Futter liegen könnte. Da kennt er dann keine Verwandten, mit Schimpfen, „weglaufen“ und Bauch anspannen  zeigt er sehr deutlich, dass er für „Sowas“ nur wirklich gar keine Zeit hat im Moment. Für das große Geschäftchen muss man schon etwas Zeit und Geduld einplanen, ansonsten ist es dabei tatsächlich so, dass er den Kot von allein verliert, aber es nicht merkt und so schon eine Schleifspur hinter sich her zieht. Damit ist auf jeden Fall ein leicht zu reinigender Bodenbelag angezeigt. Allerdings sollten auch Liegemöglichkeiten und kleine Teppich vorhanden sein, da Tomi sonst schnell eine Blasenentzündung auf Grund des kalten Bodens bekommt. Windeln haben wir bisher noch nicht zum Halten bekommen, die streift er an kleinen Kanten schnell ab – und zudem hasst er Wasser. Es ist aber auch nicht notwendig, bei regelmäßiger Entleerung der Blase, ca. alle 4-5 Stunden, und einem gut und schnell zu reinigendem Boden und dem Verständnis, dass er niemanden ärgern will, wenn er seinen Dreck verschmiert, ist das alles recht einfach zu bewältigen. Man bekommt dafür einen kleinen Mann, der sofort den Motor anschmeißt, wenn er gekrault wird, der absolut liebenswert ist und unkompliziert mit anderen Katzen und auch mit Hunden.

Ganz wichtig ist für ihn das Einhalten der Physiotherapie, vieles kann und soll man dabei auch selber machen, es sind alles kleine Übungen, die sich schnell erledigen lassen und einfach in den tgl. Ablauf zu integrieren sind. Weder unsere Tierärztin noch die Physiotherapeutin können uns versprechen, dass er wieder laufen wird – aber die Chance besteht. Er hat Gefühl in den Hinterpfoten und den -beinen, er reagiert auf Massage und leichtes Zwicken, er zieht die Füße und Beine weg und wenn man ihn auf die Hinterbeine stellt, versucht er durchaus, sich selber hoch zu drücken – aber es ist viel Geduld gefragt, ein langer Weg. Seine Blasen- und Darmkontrolle wird er allerdings wohl niemals zurück erlangen.

Tomi schafft es im Katzenzimmer, sich selber auf das Sofa hochzuziehen und er liegt auch gerne unter der Treppe auf dem Schrank, den er durch die offenen Stufen bequem erreichen kann. Im Wohnzimmer setzt er sich vor das Sofa und wird unserer neuen Couch zuliebe abends hinauf gesetzt. Tagsüber hält er sich da auf, wo Mensch ist, dann liegt er z.B. unter dem Tisch brav auf dem Teppich zu unseren Füssen. Er ist ein kleiner Schelm und Wichtel, alles was bespielbar ist, wird auch dazu benutzt.

 

Hier 2 Videos zu Tomi in der jetzigen Pflegestelle:

https://youtu.be/qjpfR4-DbAM

https://www.youtube.com/watch?v=PZ0tfTHqDhM

Die Windeln waren sozusagen ein einmaliger Versuch…

 

Für diesen kleinen Mann suchen wir nun DAS Zuhause. Es sollte am besten ebenerdig sein, mit Teppich belegte Stufen wären möglich, bieten aber eigentlich nicht die notwendige Hygiene. Seine Familie sollte nette Katzen haben, einen pflegeleichten Bodenbelag und in der Lage sein, tagsüber alle 4-5 Stunden die Blase auszumassieren. Die Anleitung dazu kann jeder Tierarzt geben, der nicht die Meinung vertritt, solchen Katzen hätten keine Lebensqualität! Tomi ist kastriert, geimpft und natürlich gechipt. Stets im Auge behaltern werden muss der Punkt Blaseninfektion, die er auch aktuell mitgebracht hatte und die mit einem Antibiotikum und Spezialfutter behandelt wird, es steht eine neue Urinuntersuchung an. Wichtig ist die Physiotherapie.

Tomi ist fremden Menschen gegenüber erstmal schüchtern. Unser Außengehege fand er zum fürchten, er saß zitternd in dem hintersten Winkel versteckt, aber einen gesicherten Balkon würde er vielleicht gern nutzen. Andere Katzen findet er klasse, selbst fremde werden völlig unbefangen angegurrt und von seiner Seite Kontakt geknüpft. Hunde sind nach kurzer Anlaufphase o.k., jedoch sollte man bedenken, dass ein Hund von ihm durchaus verunsichert sein könnte und in Tomi keine Katze sieht sondern eine Beute. Und obwohl Tomi unglaublich schnell ist, hätte er dann vermutlich keine Chance.

Tomi lebt in 32457 Porta Westfalica auf einer Pflegestelle und wartet jetzt auf seine Menschen. Menschen, die ihn so mögen wie er aktuell ist und vielleicht auch bleibt, die bereits sind, Urin auszumassieren und Kot weg zu putzen. Dafür bekommt man einen Traumkater!

Kontakt:

K. Ridder

05751/4099461

kerstin@anaa-katzen.de

Wichtiger Hinweis: Bitte ernähren Sie Ihre Haustiere vegan. Denn es macht keinen Sinn, ein Tier zu retten, wenn dafür andere Tiere im Futternapf des geretteten Tieres landen. Weitere Informationen zur veganen Haustierfütterung hier:

https://www.provegan.info/de/ernaehrung/grundsaetzliches-ueber-vegane-haustierfuetterung/