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von Erik Gottwald

Am 2. Mai startete das Team von ProVegan von der Schweiz aus in Richtung Süden für eine unvergessliche Reise, die uns zu tiefst berührte. Die Reise führte uns zu El Hogar (http://www.elhogardeluci.org/) und Animales Rioja (http://www.animalesrioja.es/)

Ein Freund für Bruno
Nach einer langen Fahrt durch die Nacht erreichten wir am nächsten Morgen das erste Ziel, ca. 300 km nördlich von Madrid. Wir trafen die Tierschützer von Animales Rioja http://www.animalesrioja.es/, die dabei sind eine neue Rettungsstation für Strassenhunde und -katzen zu bauen, um möglichst viele Tiere vor dem Schicksal in den Tötungsstationen zu bewahren. Die Tötungsstation sollten wir später noch hautnah erleben.
Da aber nur neue Hunde gerettet werden können, wenn vorhandene vermittelt werden, nutzten wir diesen Besuch vor allem, um einen Kumpanen für Bruno, auch bekannt als „der Schatten von Dr. Ernst Walter Henrich“, zu finden. Mit der Schäferhündin Trufa, sowie Schäferhund Frederico, der ein verletztes Bein hat, verstand sich Bruno auf Anhieb, sodass mindestens einer von beiden wohl demnächst ein neues Zuhause finden wird.

Ein Zentrum für Tierschutz
Noch bevor wir weiter zur Tötungsstation (spanisch: Perrera) in Logroño fuhren, erzählte man uns, dass dort jeden Tag 10 Hunde getötet werden. Dort angekommen staunten wir nicht schlecht … eine topgepflegte Anlage, sehr modern gebaut. Aber das Krematorium verrät, dass es sich um keinen schönen Ort handelt. Hierhin fliesst also das Geld vom Staat. Wer versucht Hunde zu retten und zu vermitteln, muss dagegen ums Überleben kämpfen. Wir wurden durch die Anlage geführt und erfuhren, dass eingefangene Strassenhunde nach 8 Tagen getötet werden. Hunde, die von ihren Besitzern abgegeben werden, sterben bereits am folgenden Tag. Einige Hunde, die uns in diesem Moment noch so lieb anschauten, waren am nächsten Tag schon nicht mehr am Leben. Sie wurden ermordet. Von all denjenigen, die sich bewusst ein gezüchtetes Tier kaufen, anstatt ein heimatloses zu adoptieren. Wir wurden wütend und traurig. Es läuft uns eiskalt den Rücken herunter, wenn wir daran denken, dass kein einziges Tier auf den Fotos, die wir gemacht haben, heute noch am Leben ist. Die meisten Hunde waren absolut friedlich und wir spürten, wie dringend sie nur etwas Geborgenheit suchten. Während unserem kurzen Aufenthalt wurden alleine 7 Hunde von Besitzern abgeliefert. Kurz bevor wir die Anlage verliessen fiel uns noch ein Schild auf: „Centro de Protección de Animales“. Hier stand tatsächlich „Zentrum für Tierschutz“. Das ist an Wahnsinn nicht mehr zu überbieten, aber wen wundert das eigentlich noch in einer Welt, wo schon Tierschutzorganisationen Gütesiegel für Fleisch vergeben.

Ein Tropfen auf den heissen Stein?
Nun ging es weiter in die Nähe von Madrid, wo sich der Gnadenhof von El Hogar de Luci befindet. http://www.elhogardeluci.org/ Elena und Jonas, die beiden Leiter, haben hier einen unvergleichbaren Zufluchtsort geschaffen. Unterstützt werden sie dabei von freiwilligen Helfern, die mit unvorstellbarer Hingabe und Fachwissen auch die schwersten Notfälle wieder aufpäppeln. Jedes Tier auf diesem Hof hat eine einzigartige, aber grausame und traurige Geschichte. Sie hätten jedes Recht, nie mehr einem Menschen zu vertrauen, aber schon nach kurzer Zeit waren sie auch uns zugeneigt. Wir bekamen einen ausführlichen Rundgang über das Gelände und konnten die Tiere über zwei Tage besser kennenlernen.

Hier finden sich gerettete Hühner, Tauben, Ratten, Schweine, Schafe, Ziegen, Gänse, Enten, Katzen, Hunde und eine Kuh. Sie stammen aus Tierfabriken, von grausamen Tierausbeutern, Familien ohne Herz oder sie wurden von der Gesellschaft verstossen, weil sie nicht einem Ideal entsprechen. Hier finden sich die gutmütigsten und dankbarsten Tiere wieder, die man sich vorstellen kann. Nun können sie in Frieden zusammenleben. Dass jedes Tier den gleichen Wert hat, dass alle fühlende und liebende Wesen sind, die ausser unserem Schutz und unserer Fürsorge nichts anderes verdient haben, das merkt man an diesem Ort auf beeindruckende Weise.

Ganz besonders haben uns zwei Geschichten bewegt.
Felix wurde aus den Fängen eines gnadenlosen Tierausbeuters gerettet. Dieser hielt drei Schafe und drei Hunde auf seinem Anwesen. Bereits 4 Wochen zuvor hatten seine Hunde ein Schaf schwer verletzt, trotzdem holte der Ausbeuter noch Felix, ein weiteres Schaf, dazu und tat nichts für deren Sicherheit. Die drei Hunde griffen wieder an. Felix versuchte mit unglaublichem Mut die beiden anderen weiblichen Schafe zu verteidigen. Aber er hatte gegen die drei aggressiven Hunde keine Chance. Sie zerfleischten Felix. Sein Glück war es, dass sich der Gnadenhof neben dem Grundstück des Tierausbeuters befindet und jemand von El Hogar das Gemetzel bemerkte und eingreifen konnte. Mehr tot als lebendig kam Felix durch die Helfer von El Hogar auf die veterinärmedizinische Intensivstation. Nun wird er auf El Hogar rund um die Uhr gepflegt. Durch die lange Liegezeit aufgrund seiner Verletzungen, bildeten sich die Bänder und Sehnen in den Vorderbeinen zurück. Als wir zu Besuch waren bekam Felix noch Physiotherapie und wir konnten selbst erleben wie stark sein Wille war wieder zu laufen. Am 13. Mai konnte er das erste Mal ohne fremde Hilfe wieder auf eigenen Füssen stehen. Doch sehen Sie selbst.

Felix bei der Physiotherapie http://www.youtube.com/watch?v=uerZal3Gc-U
Felix auf eigenen Beinen http://www.youtube.com/watch?v=RELcGZkgl4U

Eine weitere Geschichte ist die von Libre, einer geretteten Henne aus einem Versuchslabor.
Sie kam mit einem gebrochenem Bein, amputierten Zehen und einem Stift durch ihre Nase, mit welchem sie nur schwer atmen konnte zu El Hogar. Sie ist eine Masthenne und musste grausamste Tests erleiden, alles mit dem Ziel die Leistung der Hühner für die Fleischproduktion noch weiter zu steigern. Unter anderem wurden ihr Zehen amputiert und Knochen gebrochen, um die Folgen zu beobachten. Da sich die Hühner durch die Käfige unter den fürchterlichen Bedingungen gegenseitig angreifen, steckte man ihr einen Stift durch die Nase, sodass sie fortan nicht mehr mit dem Schnabel durch das Gitter des Käfigs kam, in dem sie ihr bisheriges Leben verbrachte. Diese Methode ist auch bei den Hennen in der Eierproduktion geläufig. Das gebrochene Bein wurde mit Metallschienen operiert und sie befindet sich nun in der Heilungsphase. Dazu haben die Tierschützer von El Hogar eine Konstruktion gebaut, in der Libre in einer Tasche sitzt und ihr Bein so schnellstmöglich heilen kann. Bei den Masthühnern kommt es häufig vor, dass Beine brechen, da sie auf ein enormes Muskelwachstum und damit Gewicht gezüchtet wurden. Diese Belastung macht der Körper oft nicht mit.

Die Geschichte von Libre http://www.youtube.com/watch?v=ULsGB1GsE4Y

Alle Menschen, die bei El Hogar arbeiten, leben vegan. Deswegen werden natürlich auch alle Tiere vegan ernährt und gedeihen mit dieser Ernährung prächtig. Denn sogar für Hunde und Katzen ist die vegane Ernährung bekanntlich die gesündeste Ernährung, worüber Sie sich auch auf ProVegan informieren können. Es wäre ausserdem ein grosses Unrecht Tiere ausserhalb des Gnadenhofs töten zu lassen, damit dort andere Tiere mit ihrem Fleisch gefüttert werden können.

Auch wenn die Anzahl der geretteten Tiere im Vergleich zu den täglich gequälten und getöteten Tieren verschwindend gering ist, so kam uns nicht für den Bruchteil einer Sekunde der Gedanke, dies sei nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Es ist ein Zufluchtsort. Es ist eine Begegnungsstätte. Es ist ein Ort an dem ein neues Bewusstsein geschaffen wird, denn es wird auch Aufklärungsarbeit geleistet. Regelmässig besuchen Schulklassen den Gnadenhof, um den Kontakt mit Tieren zu erleben und Veganismus kennenzulernen.

Hunderten Tieren wurde das Leben gerettet und ein neues Zuhause geschenkt.
Nein, das hier ist kein Tropfen auf den heissen Stein. Hier werden Samen für eine neue Welt gepflanzt. Und niemand der den Gnadenhof besucht, verlässt ihn wahrscheinlich so wie er ihn betreten hat.

Gerne wären wir noch länger in Spanien geblieben, doch Zuhause wartet die Arbeit. Wir sind neu sensibilisiert und freuen uns auf eine starke Zusammenarbeit zwischen El Hogar und ProVegan.