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«Seit Ausbruch der Corona-Pandemie im Januar 2020 gibt es wohl kaum ein Wort, dass von der Politik derart oft in den Mund genommen wurde wie evidenzbasierte Medizin (EbM). Die Krux dabei: Selten war EbM drin, wo EbM draufstand. Kaum einer weiß das besser als Gerd Antes. Der heute 73jährige Medizinstatistiker hat der evidenzbasierten Medizin in Deutschland erst zum Durchbruch verholfen. Zu einer Zeit, als man in der medizinischen Wissenschaft noch das blinde Expertentum und die kaum einmal hinterfragte „Eminenzbasierung” pflegte, gründete Antes als einstiger Mitarbeiter des Instituts für Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik der Universität Freiburg 1998 das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin. Bis 2018 war er zudem Direktor des Deutschen Cochrane Zentrums, einer internationalen Vereinigung, die sich dafür einsetzt, Entscheidungen zu Gesundheitsfragen auf Basis hochwertiger, relevanter und aktueller wissenschaftlicher Evidenz zu treffen.

Im Cicero Podcast Gesellschaft klagt Antes darüber, dass EbM besonders in der Corona-Krise kaum eine Rolle gespielt habe: „Das ist auch ein deutsches Problem: Wir steuern das Land auf einem Niveau, das methodisch zuweilen unter dem Anfängerniveau studentischer Lehrbücher liegt. Wie bei uns Daten erhoben werden und Wissen aus diesen Daten gezogen wird, das ist aberwitzig schlecht.“

Besonders liegt dabei der Bundesgesundheitsminister im Fokus von Antes Kritik. Die Art, wie Karl Lauterbach (SPD) zwischen Rollenbildern wie Berufspolitiker, Wissenschaftler und Talkshow-Gast wechselt, ist für Antes nicht nur „grob unverantwortlich“, sie spiegelt auch ein System wider, in dem sich das Dreieck aus Medien, Politik und Wissenschaft auf gefährliche Weise verschiebt.»

Anmerkung: Prof. Antes nennt es treffend «unverantwortlich» und «unter Anfängerniveau». Ich fasse es unter dem Begriff «Kakistokratie», also die Herrschaft der Schlechtesten, zusammen.

https://www.cicero.de/innenpolitik/gerd-antes-cicero-podcast-gesellschaft-wissenschaft-interview