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«Sie teilten 60 Altersheime mit insgesamt rund 4’000 Senioren per Los in zwei Gruppen ein. In der einen Gruppe erhielten alle Heimbewohnerinnen und -bewohner ihre gewohnte Kost. Die Heime in der anderen Gruppe servierten den Senioren hingegen neu Mahlzeiten, die mehr Eiweiss und Calcium enthielten. Wer keine Milch vertrug, erhielt lactose-freie Produkte.»

«Vor dem Experiment nahmen die Senioren in allen Heimen im Durchschnitt täglich rund 700 Milligramm Calcium zu sich und 57 Gramm Eiweiss. Mit Beginn der Studie bekamen die Senioren in den Heimen, die nun anders kochten, pro Tag mehr als 1000 Milligramm Calcium und 69 Gramm Eiweiss (entsprechend 1,1 Gramm pro Kilo Körpergewicht) serviert.»

«Mit Milchpulver angereicherte Mahlzeiten, mehr fermentierte Milchprodukte wie Joghurt oder Käse und milchbasierte Desserts anstatt süsse Backwaren – mit diesen Massnahmen erhöhten die Heime in der Versuchsgruppe die Eiweiss- und die Calciumaufnahme bei ihren Bewohnern.»

«Nach drei Monaten war der erste Unterschied feststellbar: Die Senioren in der Versuchsgruppe stürzten etwas weniger als jene in der Vergleichsgruppe. Im Verlauf der zwei Jahre dauernden Studie kam es in der «Eiweiss- und Calciumgruppe» zu rund 1’900 Stürzen, in der Vergleichsgruppe, die wie gewohnt ass, hingegen zu etwa 2’400.»

«Der Unterschied schlug sich nach fünfmonatiger Versuchsdauer auch in der Anzahl der Knochenbrüche nieder: 121-mal brachen sich Versuchsteilnehmende während der Studie einen Knochen, 203-mal passierte dies bei Personen in der Vergleichsgruppe.»

«Mit relativ wenig Aufwand und Kosten hatten die Heime so eine 33-prozentige Reduktion aller Knochenbrüche erreicht, 46 Prozent weniger Hüftbrüche und 11 Prozent weniger Stürze. Das sei vergleichbar mit der Wirkung, die gängige Medikamente gegen Osteoporose in Studien erbracht hätten, berichten die Studienautoren im «British Medical Journal».»

«Bei einer kleinen Stichprobe der Heimbewohnerinnen und -bewohner verglichen die Wissenschaftler die Knochendichte und den Knochenstoffwechsel anhand verschiedener Blutwerte. Der Befund: Schwache, aber positive Effekte.»

Anmerkung: Zunächst einmal widersprechen diese Ergebnisse vielen anderen Studienergebnissen fundamental. Wenn die Senioren vor der Studie in allen Heimen im Durchschnitt täglich rund 700 Milligramm Calcium und 57 Gramm Eiweiss aufnahmen, so sind das jeweils gute Werte. Bekanntlich ist die Ernährung in Altersheimen aber insgesamt alles andere als optimal. Wenn durch eine schlechte Ernährung vermehr Calcium ausgeschieden wird, dann reichen die eigentlich sehr guten 700 Milligramm Calcium nicht mehr aus. Wenn man also den Senioren «mit Milchpulver angereicherte Mahlzeiten, mehr fermentierte Milchprodukte wie Joghurt oder Käse und milchbasierte Desserts anstatt süssen Backwaren» gibt, dann ist die Verbesserung verständlich. Denn letztlich wird eine offensichtlich sehr schlechte Ernährung durch eine schlechte Kost ersetzt. Das hilft zwar etwas, kann aber die trotzdem immer noch hohen Zahlen der Knochenbrüche und Stürze in der «Eiweiss- und Calciumgruppe» nicht verhindern. Die klinischen Messwerte zeigen dementsprechend auch nur «schwache positive Effekte».

Wenn man dann noch in Betracht zieht, dass letztlich durch Milch und Milchprodukte nachweislich die Sterblichkeit deutlich erhöht wird, dann ist diese Studie keine so gute Idee gewesen, jedenfalls weder für die Teilnehmer noch für die Bevölkerung insgesamt. Es wäre deutlich besser und sinnvoller gewesen, eine gesunde pflanzenbasierte Kost mit ausreichend Calcium und Protein anzubieten und alle schädlichen Nahrungsmittel aus der Kost der Senioren zu verbannen. Ich bin mir sicher, dass hier die Ergebnisse mit Abstand am besten gewesen wären. Diese Ergebnisse wären auch mit den vielen Studien über die Knochengesundheit im Einklang gewesen, die ich in meinem Buch vorgestellt habe.

Fazit: Letztlich ist das Studiendesign sehr fragwürdig. Denn wenn eine sehr schlechte durch eine schlechte Ernährung ersetzt wird, in diesem Fall wurden süsse Backwaren durch Milchprodukte ersetzt, dann wird man immer schwach positive Effekte finden. Sinnvoll wäre aber, eine sehr schlechte Ernährung durch eine optimal gesunde Ernährung zu ersetzen! Diese ist aber mit Milchprodukten nicht möglich.

Die Tragik dieser Studie ist allerdings, dass wieder einmal Milchprodukte in der Bevölkerung zu Unrecht als gesund wahrgenommen werden, obwohl das Gegenteil zutrifft.

https://www.infosperber.ch/gesundheit/senioren-im-heim-mehr-milchprodukte-weniger-knochenbrueche/

https://www.bmj.com/content/375/bmj.n2364