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Dr. med. Henrich
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Anmerkung: Dieser Artikel ist ein wunderbares Beispiel dafür, was eine offensichtlich in der Ernährung unqualifizierte Journalistin zusammenschreibt und welche Auswirkungen die verheerenden Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung haben, die unreflektiert von Journalisten übernommen werden. Der Horizont dieser Journalisten reicht leider nur bis zur DGE. Die Sichtung der wissenschaftlichen Studien ist ihr wahrscheinlich zu mühsam. Die Empfehlungen weltweit führender Experten und der weltweit grössten Ernährungsorganisationen, die denen der DGE fundamental widersprechen, kennt sie offensichtlich nicht einmal oder ignoriert sie aus ideologischen Gründen. Als Ergebnis kommt ein Geschreibsel heraus, das ernährungsinteressierte Mütter bestenfalls verunsichert oder wahrscheinlich meistens sogar von einer gesunden Ernährung abhält. Solche Artikel in vielgelesenen Medien wie dem SPIEGEL sind deshalb so gefährlich, weil sie meist unwidersprochen bleiben, kein Experte dazu Stellung nimmt und so der Leser den Unfug für bare Münze nimmt. Deshalb nehme ich dazu in der gebotenen Kürze Stellung.

Wegen einer besseren Übersichtlichkeit sind die Texte des Artikels in Anführungszeichen gesetzt und sofort danach mein jeweiliger Kommentar mit “Anmerkung” gekennzeichnet.

“Eine Veganerin ernährte ihr Baby so lange nur mit Trockenobst und Nüssen, bis es ins Krankenhaus kam – ein erschreckender Fall. Beim Essen sollten wir zuerst an die Kinder denken.”

Anmerkung: Was hat eine Ernährung mit ausschliesslich Trockenobst und Nüssen mit einer gesunden veganen Ernährung zu tun? Nichts, ausser dass Trockenobst und Nüsse Bestandteile einer veganen Ernährung sein können. Wenn eine vegane Mutter Fehler bei der Ernährung ihrer Kinder macht, ist die Verallgemeinerung bzw. die Gleichsetzung einer im Einzelfall fehlerhaften Ernährung mit einer gesunden veganen Ernährung eine fachliche und intellektuelle Fehlleistung. Vielleicht sollte sich die Autorin vorher kundig machen und / oder nachdenken, bevor sie anfängt zu schreiben! Dann würde die Autorin eventuell erkennen, dass eine richtig durchgeführte vegane Ernährung die gesündeste Kost selbstverständlich auch für Kinder ist.

“Kinder sind manchmal wahnsinnig süß – und manchmal machen sie uns wahnsinnig. Für SPIEGEL ONLINE legen sich eine Mutter und zwei Väter regelmäßig auf die Elterncouch.”

Anmerkung: Alles nachvollziehbar, allerdings sollte dies nicht auch noch zu einem “wahnsinnigen” Artikel über vegane Kinderernährung führen. Denn das schadet der Gesundheit der Kinder, deren Eltern von diesem Artikel in die Irre geleitet werden.

“Meine Tochter Vic war sechs Jahre alt, als sie bekannt gab: “Ich werde nie-nie-nie wieder Fleisch essen. Ab heute bin ich Wigitaria.” Raunen am Frühstückstisch. Schuldbewusster Mutterblick auf Landleberwurst und Biosalami. “Ähm, schön Schatz”, sagte ich. Warum noch mal genau? “Die Tierchen werden gequält und voll fies behandelt”, sagte sie. Lieblingstierchen wie Küken, Ferkel oder Kälber.”

“Tja, dachte ich. Wo sie recht hat, hat sie recht. Und die Tierchen werden in der Massenhaltung nicht nur gequält, sie werden auch mit jeder Menge Mist gefüttert. Vor meinem geistigen Auge türmten sich blassrosa Berge von Hormon-Schwein, Antibiotika-Geflügel und Quecksilber-Fisch. “Gut”, sagte ich. “Dann isst du jetzt kein Fleisch mehr.”

“Wir ließen Vic gewähren, achteten gleichzeitig aber darauf, dass sie trotzdem alle Nährstoffe bekam, die sie brauchte. Milch, Käse oder Joghurt kamen weiter auf den Tisch. Vegetarisch, damit konnten wir leben – das Kind aus ideologischen, die Eltern aus logischen Gründen. Das war lange, bevor der Vegan-Boom kam.”

Anmerkung: Immerhin ist es bemerkenswert, dass die Autorin von den ungeheuren Tierquälereien in der Tierhaltung (und in den Schlachthöfen) und von dem ganzen “Mist” in Tierprodukten Kenntnis hat. Wenn sie folglich Tierprodukte konsumiert, dann finanziert sie also vorsätzlich und skrupellos diese Tierquälereien. Und wenn die Autorin ihren Kindern Tierprodukte zu essen gibt, dann setzt sie ihnen vorsätzlich und skrupellos den ganzen – wie sie es selbst ausdrückt – “Mist” vor. Forderte sie nicht, dass man beim Essen zuerst an die Kinder denken sollte? Warum ein Kind allerdings Milch, Käse und Joghurt erhalten soll, damit es angeblich alle Nährstoffe bekommt, ist mir nicht verständlich. Ich kenne keinen Nährstoff in Milchprodukten, der nicht besser und gesünder in einer richtig durchgeführten pflanzlichen Ernährung enthalten wäre. Dazu kommt noch die Tatsache, dass Milch und Milchprodukte von allen Nahrungsmitteln am höchsten mit kanzerogenen Umweltgiften belastet sind. Nachzulesen zum Beispiel in den Untersuchungen des deutschen Umweltbundesamts und des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Was haben die mit Umweltgiften wie Dioxinen und PCBs am höchsten belasteten Nahrungsmittel in dem Essen von Kindern zu suchen? Hatte die Autorin nicht grossspurig zu Beginn ihres Artikels getönt, beim Essen zuerst an die Kinder zu denken? Aber selbst wenn keinerlei Umweltgifte in den Milchprodukten enthalten wären, ist die Milch ein Hormon- und Proteincocktail, der Kälbchen schnell wachsen lassen soll. Dieser Hormon- und Proteincocktail hat aber, wie wissenschaftliche Studien gezeigt haben, extrem schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen. An dieser Stelle sei nur ein Beispiel genannt. Wissenschaftlich unbestritten ist, dass mit dem IGF-1-Spiegel im Organismus das Krebsrisiko massiv ansteigt. Ebenso unbestritten ist, dass durch Tierprodukte, insbesondere Milch, der IGF-1-Spiegel ansteigt. Die Folgen sind sogar für den Laien einsichtig, zumindest dann, wenn er eins und eins zusammenzählen kann: Es wächst auch das, was nicht wachsen sollte, insbesondere auch Krebszellen. Casein, das etwa 87 % des in der Milch enthalten Proteins ausmacht, hat sich in wissenschaftlichen Untersuchungen als eines der stärksten Förderer des Krebswachstums erwiesen. Koronare Herzerkrankungen sind bekanntlich in den westlichen Industrienationen die Todesursache Nr. 1. Die einzige bekannte Therapie, die eine koronare Herzerkrankungen stoppen und sogar rückgängig machen kann, ist eine fettarme vegane Ernährung. Die Qualität und die Ergebnisse dieser Studien von Ornish und Esselstyn sind in der Kardiologie anerkannt und unbestritten. Amerikanische Untersuchungen haben ergeben, dass bereits über 70 % aller 12-jährigen Kinder arteriosklerotische Veränderung in ihren Arterien aufweisen, also das Anfangsstadium einer koronaren Herzerkrankung. Somit ist es auch nicht erstaunlich, dass die koronare Herzkrankheit Todesursache Nr. 1 in den westlichen Industrienationen ist, die sich durch einen gigantischen Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten auszeichnen. Wenn wir also tatsächlich zuerst an die Gesundheit unser Kinder denken, wie von der Autorin gefordert, dann führt kein Weg an einer gesunden veganen Ernährung vorbei!

“Inzwischen ist es in der urbanen Mittelschicht weit verbreitet, komplett auf tierische Produkte zu verzichten. In meinem Umfeld ernähren fasst alle Veganer auch ihre Kinder vegan – und die können sich naturgemäß schlecht dagegen wehren.”

Anmerkung: Was für ein kurios-absurdes Argument. Die Kinder der Fleischesser können sich nicht einmal gegen gesundheitsschädliche Tierprodukte wehren.

“Vor einiger Zeit las ich von einem besonders krassen Fall: Eine 33-jährige Veganerin aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania soll ihren elf Monate alten Sohn ausschließlich mit Nüssen und Trockenobst gefüttert haben. Der Junge musste ins Krankenhaus, war durch die Mangelernährung motorisch so unterentwickelt, dass er weder seine Hände bewegen noch krabbeln konnte.”

“Absurd, mögen Sie denken. Aber so etwas passiert auch in Deutschland. Die “Welt” berichtete vor einem Jahr von einem Zweijährigen aus Jena, der mit einer Hirnblutung und Atemnot auf die Intensivstation gebracht wurde. Groß- und Kleinhirn seien geschrumpft gewesen, das Kind habe an Blutarmut gelitten. Die Mutter habe es ein Jahr lang nur gestillt, sich während dieser Zeit vegan ernährt. Der Junge litt dem Bericht zufolge an schwerem Vitamin-B12-Mangel, sein Gehirn habe Langzeitschäden davongetragen.”

Anmerkung: Wie oben bereits betont, ist es intellektuell unredlich, Fehler von veganen Eltern in Einzelfällen auf eine gesunde vegane Ernährung zu verallgemeinern. Fachlich absurd und intellektuell bedenklich wird es aber spätestens dann, wenn man aus Fehlern einzelner Veganer die gesundheitliche Bedenklichkeit einer gesunden veganen Ernährung ableitet und dann vor veganer Ernährung warnt. Die Autorin kann oder will offensichtlich nicht differenzieren zwischen einer Fehlleistung im Einzelfall und den immensen gesundheitlichen Vorteilen einer korrekt durchgeführten veganen Ernährung. Ein Vergleich: Auch wenn einzelne Ärzte Fehler machen, dann ist es absurd daraus den Schluss ziehen, es sei besser, überhaupt nicht mehr zum Arzt oder in eine Klinik zu gehen. Auf diesem schrägen Niveau argumentiert aber die Autorin.

“Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung warnt regelmäßig davor, dass vegane Ernährung zu einer Unterversorgung mit dem in Fisch und Fleisch vorkommenden Vitamin B12 führt. Ernähren sich Stillende ausschließlich vegan, besteht demnach das Risiko schwerer neurologischer Störungen und Entwicklungsverzögerungen für das Kind. Das Fazit vieler Ökotrophologen und Ärzte: Kleinkinder und Kinder sollten nicht vegan ernährt werden.”

Anmerkung: Die unseriöse Vorgehensweise der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, unter Missachtung der wissenschaftlichen Fakten von einer veganen Ernährung abzuraten, ist hinlänglich bekannt und nicht nur von mir anhand der wissenschaftlichen Fakten als völlig fehlerhaft entlarvt worden. Die Beziehungen der DGE zur Nahrungsmittelindustrie sind hinlänglich bekannt. Grössere und bedeutendere Ernährungsorganisationen wie zum Beispiel die AND (Amerikanische Gesellschaft für Ernährung) sagen das genaue Gegenteil von dem aus, was die DGE behauptet und empfehlen die vegane Ernährung seit Jahren in wiederholten Stellungnahmen explizit für alle Altersgruppen, inklusive für Kleinkinder, Kinder, Heranwachsende und Schwangere. Und warum tut die AND dies? Weil die wissenschaftlichen Fakten und Studien eindeutig für eine vegane Ernährung sprechen. Was spricht dagegen, eine B12-Nahrungsergänzung, mit B12 angereicherte Nahrungsmittel oder eine Zahnpasta mit Vitamin B12 zu nehmen?

“‘Aber meinem Nachwuchs geht es blendend!’, werden überzeugte Veganer jetzt rufen. Glück gehabt. Oder recht gehabt? Wer weiß, denn die Datenlage zu veganen Schwangerschaften und vegan ernährten Kindern ist dünn, die Ergebnisse von Studien sehr heterogen.”

Anmerkung: Zunächst einmal geht es veganen Schwangeren und veganen Kindern fast ausnahmslos sehr gut. Nur in Einzelfällen, in denen katastrophale Fehler gemacht wurden, kommt es zu Erkrankungsfällen, die dann in den Zeitungen landen. Nach meinen Beobachtungen sind aber die Kinderkliniken voll von omnivor ernährten Kindern und in den Frauenkliniken sind fast nur omnivor ernährte Frauen mit Schwangerschaftskomplikationen zu finden. Von diesen Fällen liest man aber nichts in den Medien. Es gibt keine einzige Studie, die zeigt, dass eine richtig durchgeführte vegane Ernährung nachteilig für Schwangere oder Kinder ist. Ganz im Gegenteil: Bei einer richtig durchgeführten veganen Ernährung geht es Schwangeren und ihren Kindern hervorragend. Es gibt allerdings Studien, die zeigen, dass selbstverständlich bei einer einseitig und falsch durchgeführten veganen Ernährung Nährstoffe fehlen können. Nur kommt dies auch bei Omnivoren vor. Denn vielen Omnivoren fehlen Nährstoffe, obwohl sie sich doch angeblich so ausgewogen ernähren und dies durch den Konsum von Tierprodukten doch angeblich verhindert wird! Ich erinnere nur daran, dass jeder omnivoren Schwangeren empfohlen wird, Folsäure als Nahrungsergänzung zu nehmen, weil es sonst zu massiven Schädigungen beim Kind kommen kann. Ich erinnere daran, dass (in den USA) Omnivoren ab dem 50. Lebensjahr eine Vitamin-B12-Nahrungsergänzung empfohlen wird. Ich erinnere daran, dass auch Omnivoren jodiertes Speisesalz empfohlen wird. Vegane Ernährung zeichnet sich übrigens durch einen reichlichen Gehalt an Folsäure aus. Letztlich ist aber nur eines entscheidend: Die krankmachenden Wirkungen von Tierprodukten wurden durch unzählige wissenschaftliche Studien eindrucksvoll aufgezeigt und der hohe Gehalt an Umweltgiften in Tierprodukten ist unbestritten. Es ist absurd zu glauben, dass gesundheitsschädliche Tierprodukte mit einem hohen Gehalt an Umweltgiften gesund für Schwangere und Kinder sein könnten.

“Geschätzt 1,3 Millionen Deutsche verzichten der Veganen Gesellschaft Deutschlands (VGD) zufolge auf tierische Produkte. Vor allem gebildete Frauen zwischen 20 und 40. Wie viele von ihnen aber strikt vegan durch eine Schwangerschaft gehen und die Diät auf ihre Kinder übertragen, ist nicht bekannt. Konsens scheint zu sein, dass, wenn die Mütter Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, keine Gefahr für das Kind besteht.”

Anmerkung: Wenn also keine Gefahr besteht, dann frage ich mich, warum die Autorin dann so einen unsinnigen Artikel schreibt!

“Mir persönlich ist es völlig wurscht, was ein erwachsener Mensch zu sich nimmt und aus welchen Gründen er es tut. Wenn aber die Gesundheit eines Kindes in Gefahr ist, sollte Schluss sein mit Selbstverwirklichung und Ideologie. Was mich besonders stört an fanatischem Veganismus und allen anderen Pseudo-Religionen rund ums Essen:”

Anmerkung: Mir ist es nicht “wurscht”, was ein Erwachsener zu sich nimmt. Schon meine Einstellung als Arzt gebietet mir, die Gesundheit von Mensch und Tier zu fördern. Mir ist auch nicht “wurscht”, ob jemand durch seine Ernährung Tiere quält, den Welthunger fördert, die Umwelt und das Klima ruiniert. Ich rate daher auch jedem Erwachsenen zu der nach den wissenschaftlichen Fakten gesündesten Ernährung, also zu einer veganen Kost, damit er so lange wie möglich gesund leben und auch die späten Lebensjahre noch geniessen kann. Die Autorin zeigt mit diesem Artikel eine geradezu fanatische Ideologie des Antiveganismus, der auf dem Nachplappern der bekannten Vorurteile beruht und genau das bewirkt, was sie zu bekämpfen vorgibt: Die Gefährdung der Gesundheit von Kindern durch das Verbreiten nachweislich falscher Fakten. Damit passt sie ganz gut in die aktuelle “postfaktische” Gesinnung bestimmter Kreise.

“• Der Egoismus

Wieso gehen Eltern davon aus, dass ihr Kind dieselben Vorlieben hat wie sie selbst und daher dasselbe essen muss? Dass es auf dieselben Lebensmittel verzichten sollte? Ernährung greift in den Körper des Kindes ein, genau wie schlimmstenfalls Schläge oder bestenfalls Sport. Solange ich nicht weiß, was eine bestimmte Substanz im Körper meines Kindes anrichtet, sollte ich sie weglassen. Solange ich nicht weiß, ob das Weglassen einer Substanz gesundheitsgefährdend ist, sollte ich sie weiter zuführen. Mehr Vertrauen ins Kind und seine Bedürfnisse wäre schön. Wenn es auf irgendein Lebensmittel besonders große Lust hat, wird das seine Gründe haben.”

Anmerkung: Selten so einen hanebüchenen Unsinn gelesen. Eine gute Erziehung und Fürsorge verlangt nun einmal von gewissenhaften Eltern zu entscheiden, was einem Kind gut tut und was nicht. So müssen sie auch entscheiden, ob ihr Kind im Interesse seiner Gesundheit auf Alkohol, Tabak, Rauschgifte, Süssigkeiten, überzuckerte Limonaden usw. “verzichten” muss. Das ist der Kern einer guten und liebevollen Erziehung im Interesse des Kindes. Es ist geradezu irrsinnig, die Ernährung von den Vorlieben und Wünschen des Kindes abhängig zu machen. So manches Kind würde dann nur noch Süssigkeiten und Cola konsumieren. Wenn ein Kind auf irgendein Lebensmittel besonders grosse Lust hat, dann hat das tatsächlich seine Gründe, nur kennt die Autorin diese Gründe offensichtlich nicht, sondern sie suggeriert stattdessen, dass die Gründe darin liegen könnten, dass es dem Kind gut tut das zu konsumieren, worauf es gerade Lust hat. Dabei ist schon lange bekannt, dass raffinierter Zucker und Fett ein hohes Suchtpotenzial haben und deshalb das Verlangen danach immer grösser wird. Und dann fabuliert die Autorin noch darüber, dass man eine Substanz nicht weglassen sollte, solange man nicht weiss, ob das Weglassen gesundheitsgefährdend sei. Damit suggeriert sie in perfider Weise, dass in einer gesunden veganen Ernährung Substanzen fehlen, was aber definitiv nicht der Fall ist. Fakt ist dagegen, dass sowohl in einer gut geplanten veganen als auch omnivoren Ernährung alle essentiellen Nährstoffe enthalten sind. Dies ist zwar ein wichtiges, aber nicht das wichtigste Kriterium für eine wirklich gesunde Ernährung. Denn entscheidend ist die grösstmögliche Vermeidung gesundheitsschädigender Substanzen. Und dies ist nur durch das Weglassen von Tierprodukten, also nur mit einer veganen Ernährung möglich.

“• Die Instrumentalisierung

Veganer, Frutarier, Pescetarier oder Paleo-Fans nehmen einiges auf sich, denn so manche Diät ist kompliziert, zeitraubend, teuer. Aber genau das scheint sie für bestimmte Menschen interessant zu machen. Der Aufwand, das ständige Reden übers Essen, die soziale Aufwertung durch Abgrenzung sorgen für maximale Aufmerksamkeit im Umfeld. Mir scheint es manchmal, als sei es auch die Sehnsucht nach Struktur in einer unüberschaubaren Welt, die Essensgebote und -verbote derzeit so attraktiv machen.”

Anmerkung: Sollte sich der Artikel laut Überschrift nicht mit der veganen Kinderernährung beschäftigen? Jetzt listet die Autorin noch andere Ernährungsweisen und die von ihr vermuteten Motivationen für diese Diäten auf. Was hat das mit veganer Kinderernährung zu tun? Was soll daran teuer sein, auf Fleisch, Fisch, Milch und Eier zu verzichten? Vegane Ernährung wird nur dann teuer, wenn man überwiegend industriell verarbeitete Produkte bzw. teure Nachahmerprodukte konsumiert, was aber eh aus gesundheitlichen Gründen nicht zu empfehlen ist. Ich kenne persönlich keinen Veganer, der durch den Wunsch nach “Abgrenzung” vegan geworden ist. Dieser Unfug geistert wahrscheinlich im Kopf der Autorin herum, weil sie offensichtlich keine Ahnung von Veganismus und den Motiven dahinter hat. Die meisten mir bekannten Veganer haben ganz andere, moralisch und gesundheitlich relevante Motive. Zum Beispiel interessiert die meisten Veganer insbesondere,

…dass der Konsum von Fleisch, Milch und Eiern für mindestens 51 % der weltweiten von Menschen ausgelösten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist und somit den Klimawandel bzw. die Klimakatastrophe massgeblich auslöst und damit die Existenzgrundlagen nachfolgender Generationen zerstört,

… dass täglich ca. 6.000 – 43.000 Kinder an Hunger sterben, während ca. 40 % der weltweit gefangenen Fische, ca. 50 % der weltweiten Getreideernte und ca. 98 % der weltweiten Sojaernte an die „Nutztiere“ verfüttert werden, was zum grossen Teil sogar aus den “Hungerländern” stammt, (80% der hungernden Kinder leben in Ländern, die einen Nahrungsüberschuss produzieren, doch die Kinder bleiben hungrig und verhungern, weil der Getreideüberschuss an Tiere verfüttert bzw. exportiert wird.)

… dass jeder Tod eines Tieres und die systemimmanente Tierquälerei in der Tierhaltung und Schlachtung wegen eines banalen ungesunden Geschmackerlebnisses ein unerträgliches und zum Himmel schreiendes Unrecht darstellt,

… dass sich die Menschen durch den Konsum von Fleisch, Milch, Milchprodukten, Eiern und Fisch die schwersten Erkrankungen wie Krebs, Herzinfarkt, Bluthochdruck, Schlaganfall, Diabetes, Alzheimer, Demenz, Adipositas usw. an(fr)essen und sie dies vermeiden möchten,

… dass die Weltgesundheitsorganisation WHO 2015 nach Auswertung von über 800 Studien Fleischprodukte als “krebserregend” klassifiziert hat.

“• Das Esoterische

Milch ist böse. Milch schleimt und macht krank. Es gibt Daten, die solche Weisheiten belegen – und andere, die sie widerlegen. Vertrauen Sie auf Fakten, nicht auf gefühlte Wahrheiten. Misstrauen Sie Trends – beim Essen, aber auch in der Forschung über das Essen. Denn selbst die Wissenschaft ist nicht frei von Moden – und Studien wollen finanziert sein.”

Anmerkung: Ja, die Milch(industrie) ist in der Tat böse. Denn sie ist die Ursache für unglaubliches Tierleid und für viele schwere Erkrankungen beim Menschen. Es gibt tatsächlich von der Tierindustrie finanzierte Studien, die versuchen, die Unschädlichkeit von Milch zu belegen. Nur sind dagegen die Daten aus Studien, die die extremen Gesundheitsgefahren aufzeigen, in Quantität und Qualität so erdrückend, dass Zweifel an der Gesundheitsgefährdung von Milch schon lächerlich wirken und einen eklatanten Mangel an Fachwissen zeigt. Man sollte die Autorin auch einmal fragen, was denn jetzt stimmt: Soll man auf Fakten vertrauen oder nicht? Denn gleichzeitig fordert sie zu Misstrauen der Forschung gegenüber auf. Weiss die Autorin denn nicht einmal, dass Fakten am zuverlässigsten durch seriöse wissenschaftliche Forschung gewonnen werden? Und was hat das Ganze mit Esoterik zu tun? Sehr kurios.

“• Die Dekadenz

Ich gehöre zu einer Generation, der man bei Verschwendung vorhielt: “Du wirfst dein Schulbrot weg, und in Afrika hungern die Kinder.” Ich denke deshalb manchmal an meine Freunde in ärmeren Gegenden dieser Welt, die froh sind, wenn sie überhaupt etwas Vernünftiges auf den Tisch bekommen – während sich vegane Mütter in Deutschland darüber beschweren, dass Vitamin-B12-Tabletten perfiderweise von der Industrie mit einem Laktosefilm überzogen würden.”

Anmerkung: Was für eine verworrene Argumentation. Die Dekadenz besteht darin, dass wir hier in den Industrienationen wegen eines Gaumenkitzels dafür sorgen, dass täglich in den Entwicklungsländern ca. 6.000 – 43.000 Kinder an Hunger sterben, während ca. 40 % der weltweit gefangenen Fische, ca. 50 % der weltweiten Getreideernte und ca. 98 % der weltweiten Sojaernte an die „Nutztiere“ verfüttert werden, was zum grossen Teil sogar aus den “Hungerländern” stammt. 80 % der hungernden Kinder leben in Ländern, die einen Nahrungsüberschuss produzieren, doch die Kinder bleiben hungrig und verhungern, weil der Getreideüberschuss an Tiere verfüttert bzw. exportiert wird. Was allerdings das Verlangen nach laktosefreien Vitamin-B12-Tabletten mit Dekadenz zu tun hat, erschliesst sich mir absolut nicht.

“Wieso sollte man seinem Kind überhaupt Nahrungsergänzungsmittel zuführen, wenn es die Nährstoffe auch ganz bequem über das Essen aufnehmen kann? Wer Kalcium, Omega-3-Fettsäuren und Co. in ausreichenden Mengen ins vegane Kind bekommen will, braucht einen ausgeklügelten Plan. Schon der ist im Alltag schwer einzuhalten, wenn man außer einkaufen und kochen noch etwas anderes vorhat.”

Anmerkung: Wer Kalzium, Omega-3-Fettsäuren und Co. in ausreichenden Mengen ins vegane Kind bekommen will, braucht keinen ausgeklügelten Plan, sondern eine abwechslungsreiche Ernährung, die nur 7 einfache Regeln zu beachten braucht:  https://www.provegan.info/de/ernaehrung/7-regeln-einer-gesunden-veganen-ernaehrung/ Dazu benötigt man definitiv keine Tierprodukte. Auf Vitamin B12 sollte man aus Sicherheitsgründen achten und ein B12-Nahrungsergänzungsmittel, mit B12 angereicherte Nahrungsmittel oder eine B12-Zahncreme verwenden. So einfach ist das. Meine Antwort auf die kuriose Frage der Autorin: Man sollte Vitamin B12 oder andere Nährstoffe nicht über Tierprodukte aufnehmen, weil es keinen Sinn macht, Nährstoffe mit gesundheitsschädlichen Produkte zuzuführen. Was nützen die tollsten Nährstoffe in einem Nahrungsmittel, wenn das Nahrungsmittel einen schädigt und krank macht?

“Aber was ist zu tun, wenn Eltern manisch an gefährlichen Essgewohnheiten festhalten, auf Kosten der eigenen Kinder? Wie kann man sie davon abhalten? Brauchen wir mehr Monitoring während der Schwangerschaft, ein besonderes Augenmerk der Frauenärzte auf Ernährung? Müssen Familienhebammen zusätzlich geschult werden in Sachen Ökotrophologie?”

“Politiker fordern bereits eine verpflichtende Ernährungsberatung für Schwangere. Von einem solchen Ernährungscoaching würden mindestens zwei Gruppen von Essern besonders profitieren: radikale Veganer – und die nachweislich nährstofffrei lebenden Junk-Food-Fleischfresser.”

Anmerkung: “Junk-Food-Fleischfresser” leben nicht “nachweislich nährstofffrei”. Das ist “nachweislich” Blödsinn. Deren Hauptproblem ist vielmehr, dass sie zu viel von den falschen Nährstoffen aufnehmen. Die Folge ist oft Übergewicht. Eine Ernährungsschulung wäre sicherlich vorteilhaft für alle, allerdings nur dann, wenn dies nicht auf Basis der postfaktischen Ernährungslehre der DGE erfolgt, die haarsträubende Empfehlungen hervorzaubert, die den wissenschaftlichen Fakten und den Empfehlungen der grössten und renommiertesten Ernährungsorganisationen der Welt widersprechen. Von einer seriösen Ernährungsberatung würden nicht in erster Linie die “radikalen Veganer” profitieren, sondern fachlich überforderte Journalisten wie die Autorin dieses Artikels.

http://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/vegane-kleinkind-ernaehrung-nein-danke-a-1120634.html