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Dr. med. Henrich
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Es ist zwar richtig, dass ein Forscherteam bestehende Studien hinsichtlich der gesundheitlichen Auswirkungen von Fleisch analysiert hat und zu dem Ergebnis gekommen ist, dass man angeblich bedenkenlos Fleisch und verarbeitete Fleischprodukte in jeder Menge essen kann. Was aber in den Presseartikeln nicht berichtet wird, ist, dass Wissenschaftler der Harvard University (Harvard School of Public Health) und weitere angesehene Forscher den wissenschaftlichen Hintergrund dieser makaberen Empfehlung analysierten und dann feststellen mussten, dass dieses Forscherteam sich die Ergebnisse mittels falscher Methodik in fragwürdiger Weise zurechtgelegt haben, so dass die Empfehlungen sogar den Ergebnissen der ursprünglich zugrundeliegenden Studien widersprechen:

https://www.hsph.harvard.edu/nutritionsource/2019/09/30/flawed-guidelines-red-processed-meat/

https://www.pcrm.org/news/blog/journal-advice-eat-cancer-causing-meats-science-or-clickbait

Abgesehen davon, dass die Weltgesundheitsorganisation WHO bzw. ihre Krebsforschungsagentur IARC nach Auswertung von über 800 Studien 2015 zu dem Ergebnis gekommen ist, dass Fleisch als „wahrscheinlich krebserregend“ und verarbeitetes Fleisch als „krebserregend“ eingestuft werden müssen, gibt es für mich auch aus anderen Gründen keinen vernünftigen Zweifel an der Gesundheitsgefährdung durch Fleisch:

  • Die überwältigend hohe Anzahl der Studien, die Fleisch für Herzerkrankungen, Diabetes, Krebs und andere chronische Erkrankungen verantwortlich machen.
  • Ich kenne keine einzige seriöse Studie, die Fleisch einen Schutzeffekt vor Herzerkrankungen, Diabetes und Krebs zuschreibt. Mir ist auch keine seriöse Studie bekannt, die feststellt, dass je höher der Fleischkonsum, desto geringer das Risiko für Herzerkrankungen, Diabetes und Krebs sei.
  • Die Erkenntnisse einer Reihe von Studien, dass Herzerkrankungen, Diabetes und teilweise auch Krebs durch eine Ernährung ohne Fleisch und andere Tierprodukte gestoppt werden können und sogar heilbar sind.

Wie aber ist es zu erklären, dass es auch Studien gibt, die keinen gesundheitsschädlichen Effekt von Fleisch nachweisen?

Das ist ganz einfach zu erklären. Fleisch und Fleischprodukte sind nur zwei von vielen Ernährungsbestandteilen, die die gesundheitlichen Auswirkungen einer Ernährung bestimmen. Die „normale“ westliche Ernährungsweise ist ein riesiges Puzzle aus vielen gesundheitsschädlichen und gesundheitsfördernden Bestandteilen. Wenn man nur einen Bestandteil von vielen in einer Ernährung analysiert, dann hat dieser Bestandteil zwar eine Wirkung, aber in der Regel nur eine schwache, die manchmal gar nicht nachweisbar ist. Wenn man sich also insgesamt ungesund ernährt und dann einen ungesunden Bestandteil dieser Ernährung weglässt oder gar nur reduziert, dann hat das vielleicht eine Auswirkung, aber wahrscheinlich nur eine schwach positive, weil all die anderen gesundheitsschädlichen Bestandteile sich weiterhin negativ auf die Gesundheit auswirken. Überhaupt keine Auswirkung eines Fleischverzichts wird man besonders dann feststellen, wenn das Fleisch durch andere gesundheitsschädliche Nahrungsmittel wie zum Beispiel Milchprodukte ersetzt wird.

Bitte beachten Sie: In dieser Studie wurde nicht untersucht, wie sich ein Fleischverzicht auf die Gesundheit auswirkt, sondern nur eine Verringerung des Fleischkonsums. Andere Studien wie z. B. eine Studie der Loma Linda University (Miles et al.) oder auch die China Study (Campbell et al.) konnten nachweisen, dass eine Verringerung des Fleischkonsums hinsichtlich Gesundheit bzw. Krankheitsrisiken so gut wie nichts bringt. Nur ein völliger Verzicht auf Fleisch und andere Tierprodukte bringt letztlich einen wirklichen gesundheitlichen Vorteil. Mehr dazu hier: https://www.provegan.info/de/studien/studien-milch/studie-veganer-haben-ein-geringeres-krebsrisiko-und-deutlich-bessere-blutwerte/

Dies alles macht die Ernährungsforschung aber auch so schwierig und so anfällig für scheinbar wechselnde Ergebnisse. Allerdings ist die Studienlage beim Fleisch so, dass die Ergebnisse in der Regel eine negative gesundheitliche Wirkung von Fleisch zeigen und nur manchmal keine Auswirkungen. Mir sind aber keine seriösen Studien bekannt, die dem Fleischverzehr eine schützende Wirkung gegen Herzkrankheiten, Krebs und Diabetes attestieren. Daher ist von einer reduktionistischen Forschung, die nur einzelne Bestandteile der Ernährung analysiert, nicht allzu viel zu erwarten. Diese reduktionistische Forschung wäre nur dann aussagekräftig, wenn man zwei randomisierte Gruppen von Menschen mit der exakt gleichen Ernährung untersucht, in der jeweils nur ein Nahrungsbestandteil über einen längeren Zeitraum unterschiedlich wäre. Genau dies wurde aber meines Wissens nach nur in Fütterungsversuchen mit Tieren gemacht. Prof. Campbell stellte bei solchen Fütterungsversuchen fest, dass Kasein (Milchprotein) krebserregend ist. Bei Menschen werden solche Versuche aber kaum über einen längeren Zeitraum möglich sein, weil sie sich freiwillig nicht über einen längeren Zeitraum so missbrauchen lassen wie gefangengehaltene Tiere.

Daher ist es zielführender in der Ernährungsforschung ganze Ernährungsstile (omnivor, vegetarisch, vegan) miteinander zu vergleichen. Dies kann aber auch tückisch sein, weil eine vegane Ernährung sowohl gesund als auch ungesund sein kann. Diese undifferenzierte Gleichschaltung von ungesunder und gesunder veganer Ernährung ist nicht nur ein Problem der Presse und der Medizin, sondern auch der Ernährungsforschung. Man kann eine ungesunde und eine gesunde vegane Kost nicht einfach gleichsetzen, weil die gesundheitlichen Folgen diametral entgegengesetzt sind. Diese Gleichsetzung ist nicht nur intellektuell, sondern auch wissenschaftlich fatal. So stellte zum Beispiel 2019 die sogenannte „VeChi Diet Studie“ fest, dass 10 % der vegan ernährten Kinder ein zu geringes Gewicht hatten. Wenn aber nicht differenziert wird, wie die Kinder ernährt wurden, also ungesund oder gesund vegan, dann ist das Ergebnis substanzlos und ohne Nutzen für die Praxis. Ganz im Gegenteil sind solche unwissenschaftlichen Studiendesigns ein gefundenes Fressen für die Presse, um die vegane Ernährung und insbesondere die vegane Kinderernährung zu diskreditieren und Eltern von der gesündesten Ernährung ihrer Kinder abzuhalten. Diese unsäglichen Presseartikel erscheinen ja bekanntlich immer wieder einmal, wenn ein angeblich vegan ernährtes Kind einen Gesundheitsschaden erlitten hat. Bei diesen Berichterstattungen wird dann nicht differenziert, ob das Kind überhaupt vegan ernährt wurde und wie es vegan ernährt wurde.

Umso erstaunlicher ist es, dass bei den meisten vergleichenden Untersuchungen von omnivorer, vegetarischer und veganer Ernährung trotzdem herauskam, dass Veganer weniger Herzkrankheiten, Diabetes, Krebs und weniger andere chronische Erkrankungen und eine geringere Mortalität aufweisen. Denn nach meinen Erfahrungen gibt es kaum Veganer, die sich wirklich gesund ernähren. Denn die meisten Veganer leben aus ethischen Gründen vegan und weniger aus gesundheitlichen Gründen. Es ist mir ein Rätsel, warum nicht alle Veganer den positiven ethischen Aspekt des Veganismus mit dem Vorteil einer gesunden veganen Ernährung verbinden.

Deshalb sind die herausragenden Studien von zum Beispiel Dr. Esselstyn und Prof. Ornish so wichtig, in denen die Auswirkungen einer gesunden veganen Ernährung mit vollwertigen pflanzlichen Nahrungsmitteln auf die koronare Herzerkrankung untersucht wurden, die bekanntlich die häufigste Todesursache in den westlichen Industrieländern ist. In diesen Studien wurde eindeutig nachgewiesen, dass eine gesunde vegane Ernährung die einzige Möglichkeit ist, eine koronare Herzkrankheit nicht nur zu stoppen, sondern sogar zu heilen. Keine schulmedizinische oder alternative Therapie vermag das! Im Umkehrschluss dürfte sogar jedem Laien klar sein, dass eine Ernährung, die diese schwere Herzerkrankung heilen kann, selbstverständlich diese Erkrankung erst gar nicht entstehen lässt. Selbst wenn es keine der anderen unendlich vielen Vorteile einer gesunden veganen Ernährung gäbe, dann müsste die Ausschaltung der häufigsten Todesursache für jeden mindestens durchschnittlich intelligenten Menschen ein ausreichender Grund für diese Ernährungsform sein.